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1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 216

1894 - Gera : Hofmann
216 Erstes Buch. Iv. Abschnitt: Bilder aus dem Karlingischen Weltreiche. auf die Rheingegenden und die Messen von St. Denis, im Auslande aus dem berührten Grunde auf Britannien erstreckten, in Karls Tagen auf die Bevölkerung der von ihnen besuchten Teile Deutschlands einwirkten, entnimmt man aus der Thatsache, daß Karl der Große sich veranlaßt fand, von der den Leuten der Straßburger Kirche erteilten Zollfreiheit den Haupthandelsplatz im eigenen Lande der Friesen, Dorstadt, sowie außerdem Sluis an der Westmündung der Schelde auszunehmen. Denn es ergiebt sich hieraus, daß die Straßburger schon damals nach Friesland und Flandern nicht unbedeutenden Handel getrieben haben müssen, da Karl ohne diesen Umstand sich schwerlich zu dieser Ausnahme, um die Friesen nicht eifersüchtig zu machen, bewogen gefunden haben würde. Infolge des von diesen unterhaltenen regen Verkehrs mit England scheint auch zwischen letzterem und den entfernteren Teilen der fränkischen Monarchie, namentlich Italien, eine Handelsverbindung bereits damals entstanden zu sein; die aus einem Schreiben Karls an König Offa von Mereien hervorgehende Thatsache, daß nach Rom wallfahrende Briten die Heiligkeit des Pilgergewandes zur Zolldefraudation, zum Schmuggel benutzten, weist darauf hin. Der wichtigste Zweig des Handelsverkehrs zwischen der Monarchie Karls und dem Auslande, der mit dem Orient und Indien, befand sich jedoch in seinen Tagen und noch lange nachher fast ausschließlich in den Händen der Juden. Indien und das Morgenland sind bekanntlich, seitdem die germanischen Stämme die Überwinder und Erben des römischen Westreiches geworden, das ganze Mittelalter hindurch Hauptquellen des Welthandels geblieben. Der unerschöpfliche Reichtum an Naturprodukten, die den ungebildeten Völkern so reizvoll wie den gebildeten unentbehrlich erschienen, die außerordentliche Vollendung gewisser Zweige der Betriebsamkeit, namentlich der feinern Weberei und Färberei in jenen Teilen Asiens, erzeugten unter den abendländischen Völkern steigendes Verlangen nach diesen Artikeln. Der gewöhnlichste Bezugsweg derselben war der über Konstantinopel und einige Häfen Italiens, die noch uuter byzantinischer Herrschaft standen, wie namentlich der über Venedig und Amalfi. Aber sowohl Griechen wie Welsche nahmen einen ganz unverschämten Nutzen, weshalb die Franken, je unentbehrlicher ihnen die fraglichen ausländischen Erzeugnisse mit dem unter ihnen wachsenden Luxus wurden, sie über Marseille zu beziehen und diese an der nordöstlichen Küste des mittelländischen Meeres so trefflich gelegene Stadt zum Hauptstapelplatz eines direkten Verkehrs mit dem Orient zu erheben suchten. Verschiedene aus der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts uns überkommene, wenngleich nur dürftige Notizen zeigen, daß diese Bemühungen in der That auch nicht fruchtlos geblieben. Allein die folgenden Zeiten voll innerer Kriege und Zerrüttung im Reiche der Franken, die erbitterten langwierigen Kämpfe zwischen diesen und den spanischen Moslemin seit Karl Martell hatten der erwähnten direkten Handelsverbindung mit dem Orient, wie der merkantilen Blüte Marseilles einen gewaltigen Stoß versetzt. Karl der Große war zu viel Staatsmann, um den Wert jener zu verkennen, zu viel Staatswirt, um nicht zu wünschen, seine Unterthanen hinsichtlich des Bezuges der orientalischen Artikel, zumal bei dem fortwährend zunehmenden Bedarfe derselben, von den habsüchtigen Griechen möglichst unabhängig zu machen. Wie er sich in der Wahl der zweckdien-
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