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1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 239

1894 - Gera : Hofmann
i. Ludwig der Fromme und seine Söhne. 239 Anstrengungen einzelner Söhne, namentlich Ludwigs des Deutschen, schließlich in wüste Wallungen der Selbstsucht zerrinnen. Schon früh war zu erkennen, daß erst mit dem Tode des Kaisers an ein Ende des Unglücks zu denken fei; Ludwig starb im Sommer des Jahres 840. Seitdem standen sich die Söhne allein gegenüber. Aber auch jetzt bedurfte es noch mehr als dreijähriger Kämpfe, ehe eine Einigung erreicht ward. Sie erfolgte schließlich, wesentlich erzwungen durch die kampfesmüden Großen, im Gegensatz namentlich zu Lothar, der noch bis zum letzten Augenblick an der Obergewalt der ihm verliehenen Kaiserkrone und an dem Gedanken des Universalreichs festzuhalten versuchte, im Vertrage von Verduu vom August 843. Der Vertrag zu Verdun hat die äußere, rein formelle Einheit des Karlingischen Universalreichs für immer gelöst. Es zerfiel seitdem in drei Teile, Karl erhielt Westfranken, Ludwig Ostsranken, Lothar das zwischen inne liegende Land, Burgund, die Provence und Italien; der vierte Bruder Pippin war vor der Teilung gestorben. Ostfranken speziell, der Übergangsstaat zum deutschen Reiche, umfaßte int wesentlichen alles Land rechts der schweizerischen Aare und des Rheines, nur die heutige Pfalz und Rheinheffen gehörten links des Rheines ihm noch zu, während schon südlich von Bonn, von Sinzig ans, die Grenze des lothringischen Königs-und Kaiser-Siegei Lothars i. Mutz.) Reiches auf das rechte Rheinufer vorsprang, um dann einige Meilen land» einwärts rechts des Rheines bis etwa zur heutigen holländischen Grenze und dieser entlang, doch bis gegen Bremen ausbauchend, zur Weser und Nordsee zu verlaufen. Das ostfränkische Reich des Verduner Vertrages umfaßte also keineswegs das deutsche Gesamtvolk: ganz gehörten ihm nur die Bayern und wachsen au, die Hüter der deutschen Ostgrenze gegen die Slawen; mit einem Fünftel etwa, dem Elsaß, befanden sich die Alamannen, zu beinah der Hälfte die Franken nicht im neuen Reich, ganz ans seinem Rahmen heraus fielen die Friesen. Es ist ein Verdienst Ludwigs des Deutschen und seiner Rach-kommen, mit dem Erwerbe Lothringens erst Franken und Friesen beigebracht zu haben: die ostfränkische Geschichte des 9. Jahrhunderts ist vom Gesichtspunkt territorialer Erwerbungen aus betrachtet keineswegs eine Zeit des Verfalls, sondern langsamen Fortschrittes. Dem entsprach es freilich, daß sich die alte Reichseinheit im Laufe des Jahrhunderts völlig auflöste. Zwar war auch nach dem Vertrage von Verdun der Begriff des Gesamtreiches noch keineswegs aufgegeben; zur Ordnung der gemeinsamen Verhältnisse, der „Fraternität", versprachen die Brüder in regelmäßigen Zusammenkünften einträchtig zu wirken. Allein wie hätte nach all den Treulosigkeiten der Vergangenheit das ideale Verhältnis einer Gesamtregierung hergestellt werden sollen! Zudem zerrissen bald Erbfolgezwiste das mühsam hergestellte Vernehmen.
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