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1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 352

1894 - Gera : Hofmann
352 Zweites Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der sächsischen Kaiser. Bruder, hatte seine Gemahlin Judith, die durch Schönheit und Geist glänzende Tochter des Bayernherzogs Arnulf, in Hadwig eine Tochter geschenkt, welche die genannten Eigenschaften der Eltern in sich vereinigte. In früher Jugend einem griechischen Kaiser verlobt, erhielt sie die sorgsamste Erziehung und wurde durch Kämmerlinge, welche der Bräutigam eigens dazu gesandt hatte, auch im Griechischen unterrichtet. Aber das Mädchen zog vor, im Vaterlande zu bleiben; als sie für den Bräutigam gemalt werden sollte, entstellte sie ihr schönes Gesicht durch Verzerrung der Augen und des Mundes und hintertrieb so die Sache, bald auch die Heirat selbst. Dagegen willigte sie in eine Verbindung mit dem schon bejahrten Schwabenherzog Burkhard, über welchen das junge schöne Weib leicht eine unbedingte Herrschaft gewann. Das kinderlose Ehepaar wohnte auf dem Felsschloß Twiel im schönen Hegau, von wo die blühende Hadwig noch zu des Gemahls Lebzeiten Schwaben mit starker Hand regierte, während ihre Mutter nach dem Tode des Gatten über Bayern herrschte. Herzog Burkhard verschied im Jahre 973 als angehender Sechziger und ward zu Reichenau beigesetzt. Obgleich nun der Kaiser einen neuen Herzog über Schwaben ernannte, weil das alamannische Gesetz die Weiber von aller Lehnsnachfolge ausschloß, so verblieb Hadwig dennoch lebenslänglich bei dem herzoglichen Titel, wie im wirklichen Besitze der Herrschaft über die Erbgüter des Burkhardischen Hauses und der Klostervogteien eines gewissen Gebietes, worin sie im Namen des Reiches als Verweserin waltete. Soviel wurde ihrem männlichen Geiste eingeräumt auch gegen das Ansehen uralter Gewohnheit. Auf dem stolzen Burgsitze von Hohentwiel widmete die Herzogin ihre freie Zeit den griechischen und lateinischen Musen. Dieselben wurden aber damals zu St. Gallen ganz besonders gepflegt, und da sich Hadwig teils in Geschäften der Klostervogtei, teils wegen des Gottesdienstes öfters dorthin begab, so konnte der gelehrte Mönch Ekkehard, welcher gerade das Amt des Pförtners versah, ihrer Aufmerksamkeit nicht entgehen. So erbat sie sich von dem Abte, welcher ihr aus Höflichkeit unter verschiedenen Geschenken die Wahl gelassen, die Erlaubnis, den Pförtner Ekkehard als ihren Lehrmeister mit nach Hohentwiel nehmen zu dürfen, und mit eigener Hand führte sie ihn später nach dem Gemache, welches ihm zur Wohnung hergerichtet worden war. Dann saß sie als Schülerin zu seinen Füßen, wenn er ihr die Meisterwerke der Alten, namentlich Virgils, erklärte. Wenn Ekkehard an Festtagen oder sonst auf Besuch nach seinem Kloster ging, sandte sie allerlei kostbare Geschenke mit dem Seeschiffe nach Steinach voraus, um sowohl ihn, als das Kloster bamit zu erfreuen. Sie bestanben meist in Kirchenparamenten, in Bireten, Stolen, Alben, Tnnicellen und Meßgewändern. Auf einem der letzteren war unter anderem auch die Vermählung des Merkur mit der Phiologie in feiner Goldstickerei dargestellt, woraus man entnehmen mag, welchen Einfluß das Studium der Alten zu Hohentwiel unter Hadwig ausgeübt. Einst brachte Ekkehard seinen jungen Neffen Burkhard aus dem Kloster mit nach Hohentwiel, damit er von der Herzogin Griechisch lerne. Auf der Herzogin Frage nach seinem Begehr antwortete der versgewandte Knabe
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