Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 386

1894 - Gera : Hofmann
386 Zweites Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der frönt u. stauf. Kaiser. sie spottend rufen, die Sachsen hätten dem Reichsheer ein Festmahl gegeben und ihre Kostbarkeiten ihnen zur Schau stellen wollen. Mit dem einbrechenden Dunkel läßt der König von der Verfolgung ab und kehrt, geleitet von dem Jubel der Seinen, als Sieger in fein früheres Lager zurück. Dieser blutige Tag, an welchem ein Stamm des deutschen Volkes den andern mordete, ein Brauch, der Jahrhunderte vorher und Jahrhunderte nachher die Blätter der deutschen Geschichte leider oft genug befleckt, war der 9. Juli 1075. Auf zwei bis drei Meilen hin waren die Leichen der Menschen und Pferde zerstreut; achttausend Sachsen, die Söhne eines großen und tapferen Volkes, bedeckten das Schlachtfeld, aber auch fünftausend Königliche, und unter diesen waren mehr Edle als unter den Sachsen; der Verlust der Sieger war daher größer als der der Besiegten. Nach Bestattung der Toten setzte der König feinen Kriegszug weiter durch Thüringen und Sachsen fort und verwüstete nach der rauhen Sitte der Zeit die gesegneten Gefilde dieser Länder mit Feuer und Schwert. Schrecklich hausten namentlich die wilden böhmischen Horden, welche sich sogar nicht scheuten, Frauen und Jungfrauen, die sich in die Kirchen geflüchtet, auf den Altären zu entehren und sie daun mit den Kirchen zu ver- brennen. Doch steigender Mangel der Seinen, den diese durch ihre schonungslosen Plünderungen und Verwüstungen mutwillig selbst verschuldet, zwang den König, in der Nähe von Halberstadt und Goslar Halt zu machen. Um den Krieg zu beenden, ließ er die sächsischen Fürsten, welche sich in wohlverwahrten Festen in der Umgegend von Magdeburg verborgen hielten, auffordern, sich zu ergeben, indem er ihnen eine gelinde Behandlung in Aussicht stellte. Diese Aufforderung hatte bei Markgraf Udo von der Nordmark, dem Bischof Werner von Merseburg und einigen anderen sächsischen Großen Erfolg; sie wurden in gelinde Verwahrung gegeben. Die meisten jedoch wollten sich nur unter der Bedingung unterwerfen, daß sie vor ein Fürstengericht gestellt würden, was der König zurückwies. Indessen war der Mangel in feinem Heere bereits so groß geworden, daß er schnell mit ihm den Rückzug antrat und es zu Efchwegen a. d. Werra entließ; doch sollte es sich am 22. Oktober zu Gerstungen zu einem neuen Feldzuge wieder sammeln. Darauf begab sich der König nach Worms zurück. Die Lage der aufständischen Sachfenfürsten wurde von Tage zu Tage schwieriger. Die Gemeinfreien schrien über ihre Grafen und Bischöfe, sie hätten sie in der Schlacht an der Unstrut ihrem Schicksale überlassen, und waren keineswegs gewillt, nochmals Gut und Blut für sie zu opfern, verlangten jetzt vielmehr heftig nach dem Frieden. Die sächsischen Herren mußten fürchten, von ihren eigenen Bauern dem Könige ausgeliefert zu werden, und suchten sich daher unter jeder Bedingung mit ihm auszusöhnen. Vor allem lag ihnen daran, einen neuen Kampf mit dem Reichsheere zu verhindern, bei dem sie unter allen Umständen den Kürzeren gezogen hätten. Allein der König wollte nur mit den Waffen in der Hand mit ihnen unterhandeln und verwies sie auf die Zeit, wo das Reichsheer zusammentreten sollte. Letzteres hatte sich ant 22. Oktober 1075 zu Gerstun gen eingefunden. Die Sachsen hatten mit ihren letzten Streitkräften ein Lager bei Nord-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer