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1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 406

1894 - Gera : Hofmann
406 Zweites Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. Schreiben nicht ganz mit dem in Oppenheim aufgestellten und besiegelten Schriftstück übereinstimmte, das eigene Schuldbekenntnis abgeschwächt und auch der Papst zur Rechtfertigung aufgefordert war. Gregor schöpfte daraus neues Mißtrauen über die Aufrichtigkeit und Bußfertigkeit Heinrichs und entließ daher die Gesandten mit dem Versprechen, er werde sich an dem bestimmten Tage in Augsburg einfinden. Auch eine zweite Botschaft, welche gegen die Lossprechung Heinrichs unbedingte Unterwerfung anbot, wurde streng zurückgewiesen. Gregor wollte dem Verlaufe der Dinge nicht vorgreifen, zumal da das Zuströmen der geistlichen und weltlichen Herren, die im Büßergewand um Absolution flehten, ihm die Vollständigkeit seines Sieges ankündigte und ihn einen sicheren Triumph erwarten ließ. In ihrer Zahl befanden sich die treuesten Räte und Anhänger des Königs, die der Gedemütigte aus seiner Nähe entfernen mußte. Gegen Ende des Jahres brach Gregor von Rom auf, um sich über die Lombardei nach Deutschland zu begeben. Als er im Januar unter dem Geleite der Gräfin Mathilde in Mantua ankam, erhielt er die Nachricht, daß Heinrich auf der Reise nach Italien sei. Um dem Augsburger Fürstentag zuvorzukommen, war er in der strengsten Winterkälte mit seiner Gattin, seinem dreijährigen Sohne und einem einzigen treuen Diener von Speier aufgebrochen und, da die aus Deutschland nach Italien führenden Alpenpässe von Rudolf Welf und Berthold gehütet wurden, über Besan^on und Genf nach Savoyen geeilt. Hier wurde er von der Markgräfin Adelheid von Susa, seiner Schwiegermutter, und ihrem Sohne Amadeus ehrenvoll empfangen und bei seiner Reise über die winterlichen Eisfelder des Mont-Cenis unterstützt und mit dem Notwendigen versehen. Doch mußte er die Hülfe durch Überlassung einer burgundischen Landschaft samt fünf Bistümern erkaufen. Nach unbeschreiblichen Mühen, Beschwerden und Gefahren erreichten sie unter dem Beistand ortskundiger Gebirgsbewohner die Höhe des Alpenpasses, um dann auf dem abschüssigen, spiegelglatt gefronten Boden ins Thal hinabzusteigen?) In der Lombardei vernahmen die Gegner des Papstes mit freudiger Erregung die Ankunft des Königs, die sie schon so lange gewünscht und erwartet hatten. Sie glaubten, der Sohn Heinrichs Iii. käme, um Rache zu nehmen an ihrem gemeinschaftlichen Feinde und das alte Recht wieder aufzurichten, und stellten sich in großer Menge bei ihm ein, Hülfe und Beistand anbietend. Bald hatte er ein mächtiges Gefolge von Bischöfen und Grafen, von Capitänen und Valvassoren zur Seite, und an bewaffneten Kriegshaufen hätte es ihm nicht gefehlt. Auch Gregor war der Meinung, Heinrich sei in der Absicht nach Italien geeilt, die versagte Absolution mit Gewalt zu erzwingen; deshalb hatte er sich auf die Kunde von der Annäherung desselben in die Burg Canossa geworfen, jene „weiße Feste", die im Gebiete von Modena *) Der schroffe Abhang des Berges, erzählt Lambert, war durch den eisigen Frost so schlüpfrig, daß er jedes Heruntergehen zu versagen schien. Hier mußten nun die Männer alle Gefahr mit ihren Kräften zu überwinden suchen; kriechend aus Händen und Füßen oder auf die Schultern ihrer Führer gestützt, bisweilen auch, wenn ihr Fuß auf dem schlüpfrigen Boden ausglitt, fallend und fortrollend kamen sie endlich in der Ebene an. Die Königin und ihre Dienerinnen wurden aus Rindshäuten hinabgezogen. Von den Pferden kamen die meisten um.
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