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1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 409

1894 - Gera : Hofmann
I. Heinrich Iv. 4. Heinrich im Kampfe mit Rudolf von Schwaben. 409 Er brachte zuerst den Herzog von Schwaben in Vorschlag; alle anderen stimmten ihm bei. Rudolf nahm die Wahl für seine Person an. Darauf aber, für seine Söhne eine königliche Dynastie zu gründen, leistete er Verzicht, weil er damit die Eifersucht der Genossen hervorgerufen hätte. Auch die Besetzung der Bistümer durch freie, kanonische Wahl mußte er zugeben. Über Würzburg und Bamberg begab man sich nach Mainz, wo der neue König die Salbung und Weihe empfing. Daß er zugleich auch gekrönt worden sei, findet sich nicht aufgezeichnet; die Reichskleinodien hatten die Fürsten eben nicht in ihren Händen. Und wenn einige zeitgenössische Berichte von einer Teilnahme des Volkes an dieser Erhebung Rudolfs reden, ist das doch auch nur in sehr beschränktem Sinne zu verstehen. Die Bürger von Mainz setzten sich dem neuen König geradezu entgegen. Rudolfs wohlgerüstetes Gefolge mußte zu den Waffen greifen und das Volk mit Gewalt zur Unterwerfung bringen. Man erstaunt nur, daß hierbei der Rechte des Hauses der Salier nicht gedacht wird. Denn neben dem König, den man absetzte, war doch bereits auch der Nachfolger desselben anerkannt worden. Ob Papst Gregor Vh. in diesem Augenblicke Anteil an den Beschlüssen der Fürsten hatte, läßt sich bezweifeln. Legaten des Papstes waren in Forchheim zugegen gewesen; sie haben aber ausdrücklich erklärt, ihre Instruktion sei, wenn es irgend möglich wäre, an König Heinrich festzuhalten; könne dies nicht geschehen, so möchten die deutschen Fürsten ins Werk setzen, was sie fürs beste hielten, der Papst werde nicht dagegen sein. Zwei der wichtigsten Reichsgesetze späterer Zeit, das eine, welches die Erblichkeit der Thronfolge aufhob, das andere, welches die Freiheit der kirchlichen Wahlen verbürgte, hat man auf die Einwirkung der päpstlichen Legaten in Forchheim zurückgeführt. Mit voller Bestimmtheit läßt sich das jedoch nicht behaupten. Nicht auf den Antrieb, sondern nur mit Zulassung des römischen Stuhles wurde die Wahl des Gegenkönigs vollzogen. Jene beiden Gesetze entsprachen zunächst dem Interesse der deutschen fürsten und Bischöfe selbst. Die Erhebung Rudolfs in Forchheim, diese beiden Satzungen, und was damit zusammenhängt, sind für die spätere deutsche Geschichte von eminenter Bedeutung; aber in jenem Augenblick beruhte doch alles noch mehr auf dem momentanen Übergewicht einer Partei, wobei es von Anfang an sehr zweifelhaft war, ob sich dieselbe durchkämpfen würde. Der Widerstand, den der Gegenkönig in Mainz fand, bezeichnete die Kimmung der städtischen Bevölkerung überhaupt; er legte aufs deutlichste deren alte Anhänglichkeit an den Tag. Worms wagte Rudolf nicht einmal zu betreten, weil die Stadt gegen ihn und den Bischof war und Truppen an sich gezogen hatte. Ostern feierte er in Augsburg. Er wollte daselbst einen Reichstag abhalten, aber ein großer Teil der ihn umgebenden Fürsten verließ ihn. Die neuen und selbst die alten Truppen versagten ihm den Dienst, ohne ihres Eidschwures zu gedenken. Rudolf hatte den Papst behufs des Kirchenregiments aufgefordert, nach Deutschland zu kommen, und versprochen, ihm Mannschaften zur Begleitung zu schicken, konnte diese aber jetzt nicht auftreiben. Den größten
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