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1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 493

1894 - Gera : Hofmann
Ii. Friedrich I., Barbarossa. 8. Kaiser Friedrichs Ii. 493 fahrungen eines langen Lebens allmählich im Alter die erste Seite mehr hervorgehoben haben, so verschwand doch nie der Glanz, der von der zweiten ausging; und wenn auch die zweite bis an Gefahren und Abwege führte, so richtete doch die erste Kraft ihn bald wiederum in die Höhe, und seine durch ein halbes Jahrhundert ununterbrochen rastlose Regierungsthätigkeit widerlegt am besten die Anschuldigung, als sei der Kaiser oft in Weichlichkeit versunken. Selbst seine größten Feinde können ihm, wenn sie gerecht urteilen, ihr Lob nicht versagen, sondern gestehen: er war ein kühner, tapferer, edelgesinnter Mann, von den größten natürlichen Anlagen, freigebig, aber doch nicht verschwenderisch, reich an Kenntnissen; er verstand Griechisch, Lateinisch, Italienisch, Deutsch, Französisch und Arabisch. Er gab nicht bloß Gesetze, sondern ließ auch genau untersuchen, ob sie streng gehalten wurden, und strafte die untauglichen Beamten so streng, daß sie von Unbilden möglichst abgeschreckt wurden. Die Geringsten durften gegen ihn klagen, und jeder übernahm ohne Furcht die Verteidigung. Was den Vorwurf der Irreligiosität anlangt, welcher dem Kaiser gemacht wurde, so genügt die Bemerkung, daß er allerdings kein Christ war, wie es der Papst von ihm verlangte, daß er aber stets Christ im höheren Sinne blieb und keineswegs darum, weil er einzelne kirchliche Formen verwarf und Duldung gegen Juden und Mohammedaner übte, dem Judentum oder dem Mohammedanismus näher stand, oder gar in einen geistlos gleichgültigen Unglauben hineingeriet. Er ließ Totenmessen für seine Vorfahren lesen, machte den Klöstern und Kirchen Schenkungen und hielt überhaupt unter dem Vorbehalte, daß man dem Kaiser gebe, was des Kaisers ist, die christliche Kirche für schlechthin unentbehrlich. Nach der Sitte der damaligen Zeit hielt er auch an seinem Hofe einen Sterndeuter, aber derselbe gewann nie große Bedeutung mit seinen Aussprüchen, vielmehr trieb der Kaiser ihn zu mehrseitigem echten Erforschen der Natur und zum Übersetzen der Tiergeschichte des Aristoteles. Doch nicht Skotus, der Sterndeuter, sondern Friedrich selbst war Meister in diesem Fache. Wir besitzen von ihm ein Werk über die Kunst, mit Vögeln zu jagen, welches nicht etwa bloß dadurch eine oberflächliche Merkwürdigkeit erhält, daß es ein Kaiser schrieb und ebensowenig ein Jagdbuch ist, wie es viele Ritter damals hätten schreiben können, wenn sie überhaupt der Feder mächtig gewesen wären. Jenes Werk enthält vielmehr neben einer in der That sehr scharfsinnigen Anweisung zum Behandeln der Jagdvögel und zur edelsten aller Jagdarten, der Falkenjagd, in seinem wichtigeren Teile so erstaunlich genaue und gründliche Forschungen über die Natur der Vögel, daß Sachverständige selbst in unseren Tagen behaupten, der Kaiser verdiene deshalb den größten Männern in diesem Fache beigesellt zu werden. Es handelt nicht bloß von allen äußeren und inneren Teilen des Körpers der Vögel, sondern auch von ihrer Lebensweise, Nahrung, dem Bau ihrer Nester, der Pflege ihrer Jungen, von ihren Wanderzügen und dergleichen mehr. Es fehlt nichts, was irgend zu einer vollkommenen Tierbeschreibung gehört. Gleiche Aufmerksamkeit dürfte ein anderes Werk über die Natur und die Behandlung der Pferde verdienen, welches der Stallmeister des Kaisers nach dessen umständlichen Weisungen zusammensetzte und in der weiteren Anwendung trefflich und bewährt fand. Auch war
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