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1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 548

1894 - Gera : Hofmann
548 Zweites Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der fränk. u. staus. Kaiser. Haushalt der Wohngelaß; viel Raum des Hauses wird durch Warenlaqer und Vorräte gefüllt. Weit wichtiger aber als in der Gegenwart ist dem Menschen jener Zeit die geschmückte Kleidung, Männer und Frauen sind um die Wette bemüht, sich, wo sie vor andern erscheinen, kostbar zu halten. Der Verbrauch an bunten und teuren Stoffen ist verhältnismäßig sehr groß. Dieser Drang, sich vor andern bemerklich zu machen und über die Kräfte stattlich zu erweisen, steht im Widerspruch zu der Neigung des Mittelalters, jeden Mann auch durch bezeichnende Tracht nach Beruf und Geltung kenntlich zu machen. Wie der Leibeigene, der Jude, der Geistliche durch besondere Tracht erkennbar sein soll, so will auch der Fürst, der Ritter, der Kaufmann für sich und seine Frau in Stoff und Schmuck ein Vorrecht haben, und unablässig suchen andere Kreise, dieselbe Auszeichnung für sich zu gewinnen. Damals begannen die Kleiderordnungen der Städte und Landesherren, die erst mit der französischen Revolution aufhörten. Ebenso wichtig war vornehme Speise und Trank. Der gute Bissen beglückte solche, welche ihn in der Regel entbehrten, wie die Kinder. Den kleinen Dichtern, die von Helden und Vornehmen reimen, ist die Aufzählung der guten Dinge, welche von ihren Helden verzehrt werden, zuweilen das Wichtigste. Aber auch die Freude des Gaumens gönnte sich der Deutsche fast nur im Verein mit andern, sie war die Grundlage aller Geselligkeits-Verschwendung und Völlerei, welche dabei geübt wurden, veranlaßten wieder beschränkende Verordnungen des sorgsamen Rats, welche von den Gesetzgebern selbst nicht beachtet wurden. Die Kochkunst jener Zeit gedieh am besten in großen Städten, die Geschlechter hatten zu den heimischen Gerichten fremde eingeführt: Reis in griechischer Weise, französisches Blancmanger, orientalisches Konfekt in Rosenöl parfümiert. Aber ihre gute Küche wäre uns unerträglich, denn die Vorliebe für starkes Gewürz war übergroß, außer den heimischen Küchenkräutern und dem milden Safran wurden die indischen Baumgewürze in unglaublichen Massen verbraucht, und zu den Geschenken der Stadt an vornehme Gönner gehörten deshalb auch Pfeffer, Zimt, Nägelein, Muskatnuß. Ob uns die Getränke besser munden würden? Im Norden des Thüringer-Waldes herrschte das Bier, fast jede Stadt braute mit besonderen Vorteilen und war auf ihre bessere Sorte stolz. Erst aus dem Ende des nächsten Jahrhunderts sind uns zahlreiche Scherznamen überliefert, mit denen die berühmten Biere bezeichnet wurden, aber die Erfurter wußten wohl, daß ihr öliges schwarzes Bier den greisen König Rudolf bei seinem Besuch im deutschen Norden begeistert hatte. Im Norden hatte auch der alte Met sein Ansehen bewahrt, der Heidehonig dazu wurde durch eine Genossenschaft mit merkwürdigen Bräuchen, die Zeidler, gesammelt, er ward von den geistlichen Herren mit wohlverdienter Achtung getrunken, obgleich ihm sehr ungeistliche Tugenden zugeschrieben wurden. Und die Stadt Aachen, welche dem Met besondere Pflege angedeihen ließ, spendete ihn jährlich als Delikatesse an Kurfürsten, Bischöfe und einige andere Vornehme. Der schlechte inländische Wein wurde oft mit Kräutern, Gewürz und Honig versetzt, er hieß dann Lautertrank, eine Erinnerung daran dauert in
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