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1. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 7

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Die Deutschen zur Zeit der ersten Kämpfe mit den Römern. 7 Die geistigen Bedürfnisse waren gering. Bücher und Schulen kannte man nicht; doch war der Gebrauch einer eigenartigen Schrift, der aus dem lateinischen Alphabet gebildeten Runen, d. H. geheimnisvoller Zeichen (vgl. raunen, zuraunen), allgemein verbreitet. Man ritzte sie in hölzerne Stäbe und Bretter (daher das Wort „Buchstabe", eigentlich „Buchenstab"), besonders aber in Geräte und Waffen, um den Besitzer zu kennzeichnen oder Zaubersprüche anzubringen. In religiösen und weltlichen Liedern besang man die Taten der Götter und der Helden, z.b. Siegfrieds, des deutschen Achilles. o) Der Volksglaube. Wie alle Heiden, so sah auch der Germane in den Elementen und Kräften der Natur höhere Wesen. Als wichtigste Gottheiten sind folgende zu merken: 1. Wodan, von den Nordgermanen Odin genannt, der Schöpfer des Weltalls, der Vater der Götter und Menschen. Im blauen Mantel, den grauen Sturmhut aus dem Haupte, fährt er rauschend durch die Lüfte. Als Gott des (Sturmes1 leitet er auch die stürmende Feldschlacht und sendet die Walküren (— Totenwählerinnen) aus, um die auf der Walstatt Gefallenen in die Himmelsburg Walhalla (= Totenhalle) zu geleiten. Zwei Raben, Hugin (— Gedanke) und Munin (= Erinnerung), sitzen auf seinen Schultern und fliegen hinaus, um Kunde von dem Laufe der Welt einzuziehend Unter den Wochentagen ist ihm der Mittwoch (niederd. Wunstag oder Gunstag — Wodanstag) heilig. 2. Donar (norb. Tor), Wodans Sohn, der rotbärtige Gott des Gewitters, der auf seinem mit Ziegenböcken bespannten Donnerwagen einherfährt und den immer wieder in feine Hand zurückkehrenden Blitzhammer schleudert. Er spendet den fruchtbaren Gewitterregen und wird daher als Beschützer des Ackerbaues verehrt. Von den Tieren liebt er besonders den roten Fuchs und das rote Eichhörnchen, von den Bäumen die Eiche. Der Donnerstag ist ihm heilig. 3. Ziu (norb. Tyr), ebenfalls ein Sohn Wodans. Er galt später als Kriegsgott, der gleich dem griechischen Ares sich mitten in die Schlacht stürzt. Der Dienstag ist ihm heilig. 4. Frij_a (norb. Frigg), die Gemahlin Wobans, in Mitteldeutschland als Frau Holle, in Oberdeutschland als Berta (— die Glänzenbe) verehrt. Sie ist die Beschützerin des häuslichen Herbes und der Spinnkunst. Als Göttin des Himmels empfängt sie die gefallenen Helden in Walhalla und reicht ihnen das mit Met gefüllte Trinkhorn. Ihr ist der Freitag heilig. 5. Nerthus, die Leben und Nahrung fpenbenbe Erbmutter, ist zugleich die Göttin des Todes (norb. Hel — die Verborgene). Als solche wohnt sie in der Hella (daher unser Wort „Hölle") und nimmt die Toten, die auf dem Lager gestorben sind („Strohtob"), in ihrem bunkeln, sreubenlosen Reiche auf. 1 Diese Vorstellung hat sich erhalten in den Sagen von dem „wilden Jäger" und von dem „wütenden Heer", d. h. den Geisterscharen der Toten, welche unter der Führung Wodans namentlich in den Nächten zwischen Weihnachten und Dreikönigen (6. Januar) durch die Luft stürmen. 2 Ein Nachklang dieser Vorstellung tönt uns in der Sage von Kaiser Rotbart entgegen. Vgl. Rückerts Gedicht „Barbarossa".
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