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1. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 45

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Karl der Große. 45 Auf dem Gebiete der Wissenschaft begegnet uns ein Wiederaufleben des klassischen Altertums. Das Lateinische war nicht nur die Sprache der Kirche und des amtlichen Verkehrs, sondern auch der Gelehrten, Geschichtschreiber und meisten Dichter. Ein vortreffliches Lebensbild des Kaisers entwarf der Mainfranke Einhard, der jahrelang in seiner Umgebung weilte. Tie Kunst richtete sich nach römischen und byzantinischen Mustern. Herrliche Paläste mit prächtigen Säulen und Wandmalereien ließ Karl in Nymwegen, Ingelheim (bei Bingen) und Aachen errichten. Die Aachener Pfalz verband er durch eine Säulenhalle mit der Marienkirche (Aachener Münster), einem achteckigen Kuppelbau, zu welchem antike Bauten in Ravenna und Rom kostbare Säulen lieferten. D. Tie Persönlichkeit Karls des Großen und sein Ende. Karl war von hohem, starkem Wuchs, sein Haupt schön gerundet, der Ausdruck des Antlitzes freudig und heiter; ein kräftiger Schnurrbart umschattete die Oberlippe. Im Reiten, Jagen und Schwimmen wurde er von keinem übertroffen. ■— Sein Anzug war der volksmäßige, d. h. der fränkische. Auf dem Leibe trug er ein Hemd von Linnen, darüber ein Wams und Beinkleider, die er mit Binden umwand. Stets führte er ein Schwert an seiner Seite. Bei Festen schmückten ihn golddurchwirkte Kleider, ein durch eine goldene Spange zusammengehaltener Mantel und ein Diadem aus Gold und Edelsteinen. — In Speise und Trank war er mäßig. Während der Mahlzeit ließ er sich aus Geschichtsbüchern oder aus religiösen Werken vorlesen. Er schlief nur wenig; die Nachtruhe unterbrach er oft durch geistige Tätigkeit. — Seine Gedanken wußte er klar und gewandt auszudrücken. Das Lateinische war ihm ebenso geläufig wie feine Muttersprache; das Griechische verstand er besser, als er es sprach. Noch im hohen Alter versuchte er, doch ohne rechten Erfolg, das Schreiben zu erlernen. — Seinen frommen Sinn betätigte der Kaiser durch den Bau und die Ausschmückung zahlreicher Kirchen, häufigen Befuch des Gottesdienstes und warme Unterstützung notleidender Christen. Als Karl sein Ende herannahen fühlte, ließ er seinem Sohne Ludwig auf einem Reichstage zu Aachen als König der Franken huldigen. Wenige Monate nachher, am 28. Januar 814, starb der Kaiser. Sein Leichnam wurde in der Marienkirche zu Aachen beigesetzt. Karl ist nicht nur der bedeutendste unter den Fürsten des Mittelalters, sondern auch einer der größten Herrscher aller Zeiten. Von den deutschen Kaisern haben namentlich Otto der Große und Friedrich Rotbart sich ihn zum Vorbilde genommen. Das Volk bewahrte die Erinnerung an den geliebten
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