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1. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 157

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Ferdinand Ii. und Ferdinand Iii. 157 beliebt. Nur das, was „weit her" kam, galt für vornehm und fein. Kein Wunder, daß die Deutschen, welche sich selbst nicht mehr achteten, auch im Auslande verachtet wurden. 2. Auf dem religiös-sittlichen Gebiete. Die Bestimmungen des Westfälischen Friedens über die Religion sicherten den Bestand des deutschen Pro-testanlismus außerhalb der österreichischen Länder. Und so blieb der Norden Deutschlands vorwiegend protestantisch, dersüden vorwiegend katholisch. Der Friede zwischen den Bekenntnissen wurde zwar noch öfter gestört; doch drang allmählich die Überzeugung durch, daß gegenseitige Duldung Christen- und Bürgerpflicht ist. Das religiös-sittliche Leben lag schwer danieder. Unglaube und Aberglaube herrschten in allen Kreisen des Volkes; der Hexenwahn, den zuerst der protestantische rheinische Arzt Joh. Weyer (f 1588) und dann der rheinische Jesuit Fried r. v. Spee (f 1635) bekämpft hatte, forderte noch mehr Opser als früher. Roheit und Zügellosigkeit machte sich überall bemerkbar, besonders bei der Jugend, die vielfach ohne jeden Unterricht heranwuchs. 3. Aus wirtschaftlichem Gebiete. Am härtesten war die Landwirtschaft getroffen worden. Die Felder lagen verwüstet, die Gehöfte zerstört, das Vieh war als Beute weggeschleppt. Dazu fehlte es an Arbeitskräften, um den Acker zu bestellen. War doch in einzelnen Gegenden der größte Teil der Bevölkerung durch das Schwert oder durch Hunger und Seuchen dahingerafft worden! Handel und Gewerbe waren tief gesunken. Wie man ausländische Waren meist durch fremde Vermittlung erhielt, so mußte man auch die feineren Erzeugnisse des Handwerks (Luxusgegenstände) aus dem Auslande beziehen, weil es an geschickten Arbeitern mangelte. Von den deutschen Seestädten hielt sich nur Hamburg auf der Höhe, indem es vor allem die Einführung englischer Waren vermittelte; im Binnenlande behaupteten Frankfurt a. M. und Leipzig durch ihre Messen eine geachtete Stellung. Das Innere der meisten Städte bot einen fast ebenso traurigen Anblick dar wie das platte Land. Die freien Plätze waren mit Gras bewachsen, viele Häuser lagen in Trümmern oder standen leer. Bürger und Bauern befanden sich in gedrückter Stimmung. Der Unternehmungsgeist war gelähmt, zumal da die öffentliche Sicherheit durch Diebes-und Räuberbanden fortwährend bedroht und das Vertrauen durch die schamlose Falschmünzerei der „Kipper" und „Wipper" zerstört wurde. 4. Ju Bezug auf Wissenschaft und Kunst. Das geistige Leben zeigt dieselbe Armut und die gleiche Abhängigkeit vom Auslande wie das wirtschaftliche. Sklavische Nachahmung fremder, besonders französischer und italienischer Muster, welche schon vor dem Kriege begonnen hatte, kennzeichnet unsere Literatur und Kunst. Die Dichter waren meist Gelehrte und schrieben nicht für das Volk. Wenige dichteten in echt volkstümlicher Weise wie Christoph von Grimmelshausen, dessen Roman „Der abenteuerliche Simplizissimus" den ganzen Jammer des Dreißigjährigen Krieges in erschütternden Bildern vor Augen stellt. Bedeutende Bauwerke (Schlösser) wurden fast nur im Aufträge von Fürsten nach fremden Vorbildern und oft auch durch fremde Meister ausgeführt (Renaissance-, später Barock- und Rokokostil).
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