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1. Teil 2 - S. 9

1890 - Breslau : Goerlich
9 -------------- H sondern aus Gewinnsucht. Sie wollten viel Geld zusammenraffen, um recht viel verschwenden zu können; die Offiziere gingen ihnen in diesem Bestreben voran. Daher wurde jedes Land, wohin ein Heer kam, furchtbar verwüstet. Im Laufe des Krieges ließ zwar Kurfürst Georg Wilhelm einige Regimenter Soldaten anwerben, allein diese waren viel zu schwach, um Brandenburg vor dem Feinde zu schützen. Die Heere des Kaisers zogen durch das Land und erpreßten ungeheure Summen; dann kam der Schwedenkönig und erzwang den Durchzug; aus Rache hierfür verwüstete das kaiserliche Heer das Land, und in den letzten Jahren hausten die Schweden schlimmer als Räuberbanden. Wehe der Stadt und dem Dorfe, wohin diese zügellosen Soldaten kamen; ihnen war nichts heilig. „Der Kirchenschmuck ist unter gotteslästerlichen Reden weggeraubt, ein Bürger an den untersten Knaus der Kanzel aufgeknüpft worden; faules Wasfer, was sie am unreinsten bekommen konnten, wurde den Leuten eingeschüttet. Anderen haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Hände wund gepreßt, Männern die Bärte abgebrannt, einige alte Frauen und Mannsleute in den Backofen gesteckt oder in den Rauchfängen aufgehangen und in den Brunnen gesenkt, noch andere haben sie bei den Haaren aufgehängt und sich quälen lassen, bis sie ganz schwarz gewesen." So schildert ein Zeitgenosse die Frevelthaten der Soldaten. Georg Wilhelm erlebte das Ende des Krieges nicht; er starb im Jahre 1640. Ihm folgte: 10. Ariedrich Wilhelm, der große Kurfürst. (1640—1688.) Dieser legte den Grund zu Preußens Macht und Ansehen; er faßte die einzelnen weit auseinanderliegenden Landesteile als ein ganzes zusammen und kann somit der eigentliche Schöpfer des preußischen Staates genannt werden. Seine Jugend fällt ganz in die traurige Zeit des dreißigjährigen Krieges, dessen Elend der Prinz kennen lernte. Als er herangewachsen war, machte er nach der Sitte jener Zeit eine Reise ins Ausland. Das Ziel derselben war Holland, wo damals Ackerbau, Gewerbe und Handel in hoher Blüte standen. Der Prinz sah hier, was ein kleines Volk durch Fleiß und Ausdauer erlangen kann, und hat später iu Brandenburg viele wohlthätige Einrichtungen getroffen, die er in Holland kennen gelernt hatte. Als man aber »ersuchte, ihn zu Ausschweifungen zu verführen, verließ er plötzlich seinen Wohnort, indem er sprach: „Ich bin dies meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig." Er begab sich in das Feldlager des Prinzen von Onanien. Als dieser den Grund der plötzlichen Entfernung erfuhr, sprach er: „Eine solche Flucht ist heldenmütiger, als wenn ich eine Festung erobere. Better, ihr habt das gethan, ihr werbet mehr thun. Wer sich selbst besiegen kann, der ist zu großen Unternehmungen fähig." Im Jahre 1640 kam er zur Regierung. Noch wütete der dreißigjährige Krieg, und ein Teil des Landes war noch von den Schweden besetzt. Der Kursürst suchte nun zunächst Herr im eigenen Lande zu werden. Zu diesem Zwecke warb er einige Regimenter Soldaten an, welche nicht nach Beendigung des Krieges entlassen werden sollten, sondern immer zu seiner Verfügung standen. Dies war das erste stehende Heer in Preußen, das noch unter des großen Kurfürsten Regierung bedeutend vergrößert wurde. Im Jahre 1648 kam endlich der westfälische Irieden zu stände, durch welchen dem unheilvollen dreißigjährigen Kriege ein Ende gemacht wurde. Während des Krieges war das Geschlecht der Herzöge von Pommern ausgestorben, und eigentlich hätte dieses Land jetzt an Brandenburg fallen müssen.
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