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1. Teil 2 - S. 53

1890 - Breslau : Goerlich
— 53 — n war gerade mit Jagd und Vogelfang beschäftigt, als er die Nachricht von seiner Erhöhung erhielt; deshalb führt er wohl auch den Beinamen „der Finkler oder Vogelsteller". Nachdem Heinrich von allen deutschen Fürsten anerkannt worden, suchte er zunächst die Kaubmge der Ungarn zu verhindern. Sachsen, Schwaben, Franken und Elsaß waren durch diese aufs neue verwüstet worden. Die Deutschen, die meist zu Fuße fochten, waren fast machtlos gegen die Ungarn, die auf ihren kleinen Pferden pfeilschnell erschienen und verschwanden. Glücklicherweise war es den Deutschen gelungen, beim letzten Einfalle der Ungarn einen angesehenen Führer des Volkes gefangen zu nehmen, und König Heinrich erklärte, diesen nur dann freilassen zu wollen, wenn die Ungarn keinen Einfall machten. Diese waren damit einverstanden, doch mußte König Heinrich ihnen einen hohen Tribut zahlen. Während dieser neun Friedensjahre sorgte der König für den Kalt non Städten. Die Deutschen jener Zeit hatten große Abneigung gegen das Wohnen hinter Wall und Mauern, daher konnten die wenigen Städte, die vor Heinrichs Regierung bestanden, nicht zur Blüte gelangen. Der König erkannte aber, daß die Ungarn weit geringeren Schaden anrichten könnten, wenn in Deutschland viele Städte vorhanden wären, in denen die Bewohner der Umgegend mit ihrer Habe Schutz fänden. Daher ließ er in Sachsen und Thüringen mehrere bisher offene Plätze mit Mauern versehen, an vielen Orten neue Burgen anlegen, die durch Wälle, Mauern und Gräben gut geschützt waren. Von den Bewohnern des Landes mußte jeder neunte Mann in diesen Burgen wohnen; Wohnungen und Vorratshäuser wurden aufgeführt, in welchen ein Drittel alles Feldertrages niedergelegt wurde; hier fanden im Kriege die Landbewohner Sicherheit für sich und ihre Herden. Der König bestimmte auch, daß alle Volksversammlungen in den Städten abgehalten würden; alle Leute, welche Handel und Gewerbe trieben, siedelten sich der Sicherheit und Bequemlichkeit wegen in den Städten an, die nun immer mehr aufblühten. Die Bewohner der Städte hießen Bürger; sie bildeten einen neuen Stand neben dem Adel, der Geistlichkeit und dem Landbebauer. Auch auf die Verbesserung der Kriegsweise verwendete König Heinrich große Sorgfalt. Er lehrte die Deutschen, mit vorgestreckten Schildern den Pfeilregen der Ungarn aufzufangen. Besonders ließ er sich die Ausbildung der Reiterei angelegen sein; durch Wettkämpfe und Kriegsübungen aller Art weckte er den Mut und Ehrgeiz der Krieger. Die erste Probe seiner Tüchtigkeit legte das neugebildete deutsche Heer im Kriege gegen die Klanen ab, die fast immer gleichzeitig mit den Ungarn in Deutschland einfielen. Heinrich besiegte die Slaven und machte die eroberten Grenz« gebiete zu Markgrafschaften, welche Deutschland gegen erneute Angriffe der Slaven schützen sollten (927). Eine von diesen Marken hieß die Nordmark (vgl. S. 2.); aus ihr entstand das Kurfürstentum Brandenburg. Nun konnte der König auch den Krieg gegen die Ungarn wagen. Er berief das ganze Volk der Sachsen und fragte sie, ob sie noch ferner den Ungarn die jährliche Abgabe zahlen oder lieber mit dem Schwerte gegen den grimmigen Feind kämpfen wollten. Einstimmig entschied sich das Volk für den Krieg; und als die Gesandten der Ungarn kamen, um den Tribut zu erheben, mußten sie mit leeren Händen abziehen. Rachedürstend fielen die Ungarn in Deutschland ein; aber wie erstaunten sie, als sie jetzt überall feste Städte sahen, die sie nicht erobern konnten und hinter deren Mauern die Deutschen mit ihrer Habe in Sicherheit waren. Heinrich trat ihnen entgegen und besiegte sie vollständig in der Schlacht bei Merseburg (933). Die Deutschen fochten mit großer Tapferkeit, allen voran König Heinrich; die Ungarn erlitten eine furchtbare Niederlage, der größte Teil des Heeres und
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