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1. Teil 2 - S. 68

1890 - Breslau : Goerlich
ein Teil von Deutschland und von ganz Europa von der Kirche abfiel. Die Ursachen der Kirchenspaltung lagen darin, daß sich in Staat und Kirche Mißbrauche eingeschlichen hatten. An vielen Orten und unter vielen Ständen herrschte Sittenlosigkeit; auch der geistliche Stand und die Klöster waren nicht frei von Unwürdigen. Die Ueranlassung zur Kirchentrennung war folgende: Papst Leo X. hatte 1514 einen Ablaß ausgeschrieben, bei welchem die eingekommenen Gelder zur Vollendung der Peterskirche in Rom verwendet werden sollten. Mit der Verkündigung des Ablasses wurde für Deutschland der Erzbischof von Mainz beauftragt, welcher sie für den Norden und Osten Deutschlands dem gelehrten Dominikanermönch Johann Tetzel übertrug. Gegen diesen trat nun Martin Luther auf. Martin Luther war 1483 zu Eisleben geboren, wo sein Vater Bergmann war. Der Knabe besuchte eine höhere Schule in Eisenach und erwarb nach Sitte damaliger Zeit seinen Unterhalt durch Singen an der Thür wohlhabender Leute. Später kam er auf die Universität, wo er die Rechtswissenschaft studieren sollte. Diese gefiel ihm aber nicht und er trug sich mit dem Gedanken, Mönch zu werden. Als ihm ein teurer Freund durch einen plötzlichen Tod entrissen wurde und er bei einem Gewitter in höchste Lebensgefahr geriet, wurde er in feinem Entschlüsse noch bestärkt. Er trat in den Augustinerorden, studierte hier eifrig die heilige Schrift und kam zu Ansichten, welche den Lehren der Kirche widersprachen. Später wurde Luther Professor in Wittenberg. Als Tetzel in die Nähe von Wittenberg kam, erhob sich Luther gegen ihn und schlug am Vorabende des Allerheiligenfestes 1517 an die Schloßkirche zu Wittenberg 95 Lehrsätze in lateinischer Sprache an, welche über den Ablaß handelten, in denen der Ablaß selbst aber nicht verworfen wurde. Viele Leute meinten, er wolle nur gegen Mißbrauche auftreten, und stimmten ihm bei. Als aber Professoren und Mönche gegen Luthers Thesen auftraten, ging dieser weiter und bezeichnete einzelne kirchliche Lehren als falsch. Koms Stellung. In Rom hatte man anfangs dem Streite zwischen Luther und seinen Gegnern wenig Bedeutung beigelegt. Jetzt aber wurde dieser aufgefordert, sich vor dem päpstlichen Gesandten zu verantworten. Luther wurde von demselben sehr freundlich empfangen, war aber nicht zum Widerruf zu bewegen. Der Papst erließ nun ein Sendschreiben (Bulle), worin die Lehre vom Ablasse klar dargelegt, Luthers Name aber nicht genannt wurde. Da dieser aber immer mehr Anhang fand, wich er auch noch weiter von der kirchlichen Lehre ab. Er verwarf von den 7 Sakramenten 5 und behielt nur die Taufe und das Abendmahl bei, verwarf das Hl. Meßopfer und die guten Werke, auch die geistliche Herrschaft des Papstes griff er an. Nun wurden m einer päpstlichen Bulle 41 Sätze aus Luthers Schriften teils als der heil. Schrift widersprechend, teils als unangemessen und ärgerlich bezeichnet und er mit dem Kirchenbanne bedroht, wenn er in 60 Tagen nicht widerrufe. Luthers Abfall. Luther unterwarf sich aber nicht den Anordnungen des Papstes. Als er hörte, daß man in Mainz feine Schriften verbrannt habe, ließ er vor dem Thore in Wittenberg einen Holzstoß errichten, anzünden und warf die päpstliche Bannbulle mit den Worten ins Feuer: „Weil du den Heiligen des Herrn betrübt hast, so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer." Damit hatte Luther aufgehört, ein Glied der Kirche zu fein.
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