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1. Die deutsche Urzeit - S. 7

1905 - Gotha : Thienemann
im Wohnungsbau ein bedeutender Fortschritt gemacht, der Bau war-gegliedert in Umfassungsgewände und Dach, eine der wichtigsten konstruktiven Einrichtungen war gewonnen. Bedürfnis und Erfahrung führten weiter. Wie die Tür, so lernten die Nomaden das Dach aus Flechtwerk machen. Es gelang ihnen, den Vorteil der Urhütte, das Wohnen zu ebener Erde, mit dem Vorzüge der Grubenhütte, der freien Bewegung im Wohuraum, miteinander zu vereinigen. Man ging daran, Wohnungen mit senkrechtem Umfassungsgewände über der Erde und gewölbtem Dache zu bauen, wohl so, daß eingerammte Pfähle und Flechtwerk verbunden die Wände bildeten und daß das Flechtwerk nach der Spitze fortgesetzt ward. Wir können diese neue Form des Hauses wohl ebenerdige Hütte nennen. Als Vergleich diene uns etwa das Gestell aus Weidengeflecht, das die Bauern über die Küchlein stellen. Das Wandern übte bedeutenden Einfluß auf das Wohnungswesen aus. Dem Nomaden ward es lästig, in jedem neuen Weidegelände den mühseligen Bau einer ebenerdigen Hütte vorzunehmen; er lernte nach und nach, das Haus zerlegen, es transportieren und am neuen Orte wieder ausbauen. So entstand das Nomaden zelt, wie es uns z. B. die Urne von Tochheim veranschaulicht. Alle diese Zelturnen gleichen weitbauchigen, henkellosen Deckelkrügen. Die Linien der Urne stellen uns wahrscheinlich die Zelthaut dar. Auch diese mußte abnehmbar, leicht transportabel sein und in wenigen Stunden wieder leicht zusammengesetzt werden können. Dazu eigneten sich Tierfelle und geflochtene Decken aus Binsen oder Stroh ganz vorzüglich. So ward das Hans beweglich, mobil, ein Möbel im eigentlichen Sinne des Wortes, oder Fcthtchctbe = faranti scaz, wie es unsere Altvordern nannten. Wenn die Hirten aber Winter um Winter am selben Ort saßen, so bauten sie wohl auch wieder wie ehemals Grubenhütten und ebenerdige Hütten, während sie bei den sommerlichen Weidegängen das Zelt benutzten. Je öfter sie aber in derselben Hütte wohnten, desto stärker entwickelte sich das Bedürfnis, diese immer wohnlicher zu gestalten, so vor allem den Raum in Boden- und Dachhöhe gleichmäßig weit auszudehnen. So entstanden die sogenannten Jurten, wie sie uns die Jurtenurnen darstellen. Die Errichtung eines senkrecht stehenden Gewändes auf kreisrunder Basis wird man sich so zu denken haben, daß Pfähle von gleicher Länge dicht nebeneinander oder in mäßigen Abständen voneinander eingerammt und daß die Zwischenräume durch Moos, Gras oder Lehm verdichtet wurden oder daß die ganze Palisadenwand einen Lehmüberzug erhielt. Das Dach stellte man wohl aus Flechtwerk her. Eine auffällige Eigentümlichkeit der Jurten im Gegensatz zu den Grubenhütten ist der Mangel eines Rauchloches. Ähnliche Jurten sahen die Römer noch gegen Ende des 2. Jahrhunderts nach Christus, als sie (161—180) unter
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