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1. Die deutsche Urzeit - S. 58

1905 - Gotha : Thienemann
— 58 — Diese Tabelle zeigt, daß das Privateigentum an Grund und Boden das Gemeineigentum weit überwiegt. Diese Ordnung hält die deutsche Sozialdemokratie für völlig falsch. Auf dem Gothaer Parteitage (22. bis 27. Mai 1875) hat sie ihre wirtschaftlichen Ziele in folgendem Programm dargelegt: „Die Arbeit ist die Quelle alles Reichtums und aller Kultur, und da allgemein nutzbringende Arbeit nur durch die Gesellschaft möglich ist, so gehört der Gesellschaft, das heißt allen ihren Mitgliedern, das gesamte Arbeitsprodukt, bei allgemeiner Arbeitspflicht, nach gleichem Recht, jedem nach seinen vernunftgemäßen Bedürfnissen. In der heutigen Gesellschaft sind die Arbeitsmittel Monopol der Kapitalistenklasse ; die hierdurch bedingte Abhängigkeit der Arbeiterklasse ist die Ursache des Elends und der Knechtschaft in allen Formen. Die Befreiung der Arbeit erfordert die Verwandlung der Arbeitsmittel in Gemeingut der Gesellschaft und die genossenschaftliche Regelung der Gesamtarbeit mit gemeinnütziger Verwendung und gerechter Verteilung des Arbeitsertrages. Die Befreiung der Arbeit muß das Werk der Arbeiterklasse sein, der gegenüber alle andern Klassen nur eine reaktionäre Masse sind. Von diesem Grundsatz ausgehend, erstrebt die sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands mit allen gesetzlichen Mitteln den freien Staat und die sozialistische Gesellschaft, die Zerbrechung des ehernen Lohngesetzes durch Abschaffung des Systems der Lohnarbeit, die Aufhebung der Ausbeutung in jeder Gestalt, die Beseitigung aller sozialen und politischen Ungleichheit. Die sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands fordert, um die Lösung der sozialen Frage anzubahnen, die Errichtung von sozialistischen Produktiv-genossen]chaften mit Staatshilfe unter der demokratischen Kontrolle des arbeitenden Volkes. Die Produktivgenossenschaften sind für Industrie und Ackerbau in solchem Umsange ins Leben zu rufen, daß aus ihnen die sozialistische Organisation der Gesamtheit entsteht." Die Sozialdemokratie verlangt von der Zukunft eine Gesellschafsordnung des ganzen deutschen Volkes, wie sie, den meisten Sozialdemokraten wohl unbekannt, schon einmal in der kleineren Gemeinschaft einer altdeutschen Mark-und Dorsgenossenschaft bestanden hat. Sie glaubt, die ideale Gesellschaftsordnung sei eingetreten, wenn nur der essen darf, der arbeitet, wenn nur der ein Einkommen empfängt, der an der Güterproduktion arbeitend teilnimmt. Und diese Verteilung der Güter allein nach dem Prinzip der Arbeit konnte, so meint die Sozialdemokratie, nur dann durchgeführt werden, wenn ähnlich wie in der ältesten Markgemeinde alles Produktivkapital (Grund und Boden, Werkzeuge, Maschinen, Roh- und Hilssstosse) Gemeineigentum sei, wenn alles Sondereigentum und mit ihm alle Formen des Leihkapitals (Kredit, Pacht, Miete, Hypothek) aufgehoben würden. Weil die Sozialdemokratie für alle Volksgenossen ein gleiches Einkommen verlangt, darum fordert sie, daß alles Sondereigentum in Gemeineigentum umgewandelt werde. Und wenn das geschehen, dann sollen die von bent gesamten Volke probuzierten Güter nach dem Maße der Arbeit verteilt werben. (Wie, das hat feie Phantasie von Ebwarb Bellamy im 9. Kapitel seines Rückblickes aus dem Jahre 2000 auf 1887 geschilbert.) Wir unterziehen bieses Streben der Sozialbemokratie einer scharfen Kritik. Unsre geschichtlichen Einsichten erwecken in uns den Zweifel, daß das,
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