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1. Die deutsche Urzeit - S. 161

1905 - Gotha : Thienemann
— 161 — Gegenden Sitte, anderwärts erinnern noch Worte daran: Tröstelbier, das Fell-, Ha nt- oder Bast versaufen, das Totenvertanzen, der seligen Leiche Teil trinken in Jütland, das Erbbier in Westfalen. Dnrch wiederkehrende Toten op f er auf dem Grabe sollte der Tote Trank und Speise empfangen; am 3., 7. und 9. Tage nach dem Tode brachte man die Wafserspenden, am 30. und 40. Tage schlachtete man wohl Stier und Bock; und biefe Zeiten hat das christliche Mittelalter übernommen und darauf feierliche Seelgottesdienste gelegt. 3. Die Seele verläßt den Körper nur auf einige Zeit. Die Seele ist auch im Leben nicht unabänderlich an den Körper gebunden; sie kann ihn, wie wir S. 153/4 sahen, im Schlaf und Traum oder durch andere Ursachen veranlaßt auf kürzere oder längere Zeit verlassen und dann wieder zu ihm zurückkehren. Ein kleines Gedicht von K. F. Meyer, Mein Seelchen (Gedichte, 3. Aufl., S. 83) versetzt uns unmittelbar in dieses Vorstellungsgebiet. Ich lag im Gras auf einer Alp. In sel'ge Bläuen starrt' ich auf — Mir war, als ob auf meiner Brust Mich etwas sacht betastete. Ich blickte schräg. Ein Falter saß Auf meinem grauen Wanderrock. Mein Seelchen war's, das flugbereit Die Schwingen öffnend zitterte. Wie sind die Schwingen ihm gefärbt? Sie leuchten blank, betupft mit Blut. Aus solchem Glauben erwuchsen eine Anzahl mythischer Gebilde, von deren wirklichem Dasein, Leben und Einwirken auf fein Geschick der alte Mensch fest überzeugt war: Schwanenjungfraueu, Werwölfe, Alpe, Hexen, Schickfalsfrauen. a. Schwanenjungfraueu. Schöne Mädchen leben in Schwanengeftalt auf stillen Weihern und Seen der Wälder, ant ruhigen Strom. Wenn sie baden, legen sie ihr Schwanenhemd ab; und wird es ihnen geraubt, so empfangen sie ihre menschliche Gestalt wieder. Das Märchen von den sechs Schwänen (Grimm 49 — ba allerdings sechs Knaben), Sage von Wieland dem Schmieb, Gubrunlied 1166ff., Nibelungenlied 1473ff. b. Werwolf. Die nordische Sage erzählt von einem Werwolf: Vom ersten Morgengrauen an förderte er feine Wirtschaft mit kluger Tatkraft und trieb feine Knechte unablässig zur Arbeit an. Abends aber konnte ihn niemand zum Sprechen bringen, er war in sich gekehrt und schlaftrunken. Im Dunkel seines einsamen Lagers nahm er Wolfsgestalt an und siel als Wolf mit unwiderstehlicher Gewalt und Wildheit die Menschen draußen in der Nacht an. War die Wut gewichen, dann lag er morgens tief erschöpft in seinem Bette. Die Umwandlung des Menschen dachte Bär, Deutsche Geschichte. I. 11
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