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1. Die deutsche Urzeit - S. 170

1905 - Gotha : Thienemann
— 170 — kennen die heilenden Kräuter, und daher kamen zur Zeit einer Pest in der Oberpfalz die Holzfräulein aus dem Walde und riefen: Eßt Bimellen (Pim-pinella) und Baldrian, so geht euclj die Pest nicht an! Sie spenden die Früchte des Waldes; und daher mnß ihnen der Mensch ein Opfer bringen. Wenn die Kinder in Thüringen und Hessen zum Erdbeer- oder Heidelbeerpflücken in den Wald gehen, dann legen sie einen Blumenstrauß nebst einem Stein in einen hohlen Baum und sagen zu dem Wald-ftäulein: Hier Opfer’ ich dir ein Schippchen, Opfer' mir in mein Dippchen! Und im Schwarzwald singt der Bub: Holder, holder, reere, Mer chomme us de Beere, 's B e e r i m ä n n l i isch zue is cho (uns gekommen), 's hat is alli Beeri gno (genommen). Deutsche Sagen 47. 48. 50. 168. 270. 300. 301. 377. — Schiller: Der Alpenjäger. Vgl. die Dryaden und Hamadryaden der Griechen. d. Die Feldgeister sind's, die auf dem Felde Frucht und Gedeihen schaffen. Man stellte sie sich tier- und menschengestaltig vor. Wenn der Wind über die Halme streicht und diese auf und nieder wallen, dann laufen Roggenwölfe und Roggenhunde und Kornkatzen oder auch Roggen-, Korn-, Flachsmuhmen hindurch; im Kornfeld haust die Alte. Die Korngeister liegen im Korn und erhaschen nichtsahnende Menschenkinder. Darum warnt die Mutter ihr Kind, ins Korn zu gehen, damit der Bullerkater es nicht fange; in der Mittel- und Altmark sagt man: „Die Noppen- und Austernmoine (Erbsenmuhme) sitzt drin und legt die Kinder an ihre eisernen Zitzen." Wenn das Korn geschnitten wird, dann flüchtet der Korngeist in die letzten Halme. Deshalb und um auch den gütigen Ackerwesen zu danken, läßt man die letzte Garbe auf dem Felde liegen. In dieser Handlung vereinigen sich Scheu und Dank zu heiligem Gebrauch. Anderwärts aber bringt man die letzte Garbe, die Kornmuhme, mit Bändern geschmückt jubelnd und singend auf dem Erntewagen heim, übergibt sie mit einem schönen Spruch dem Herrn, der spendet ein Erntebier und setzt die Erntepuppe auf die Diele oder an eine andere Stelle des Hauses, und nun verbreitet sie ihren Segen auch über das Haus. Aus solchem Gebrauch mag als ein Rest der bändergeschmückte Erntekranz geblieben sein, der überall heute noch mit dem letzten Erntewagen ins Haus kommt. Vgl. 5. Mos. 23, 25 u. 24, 19—22, wo geboten wird, Früchte des Feldes, Gartens und Weinbergs für die Armen liegen zu lasten. Der wohl ursprünglich religiöse Gebrauch, Dankopfer für Jahwe, hat hier durch das Ur-deuteronomium eine soziale Bedeutung empfangen.
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