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1. Die deutsche Urzeit - S. 197

1905 - Gotha : Thienemann
— 197 — Neig bi, o neig bi, Mareieli, neig bi, Neig bu bich vor des Herren Hus, Es schauen viel schöne Damen bruß. Ein roter Apfel, ein bruner Kern: Die Frau ist hübsch, sie lachet gern, Ein' golbenen Faben zieht er um si 's Hus: Abe! nu ist das Maienlieb us. Vgl. Erk und Böhme, Liederhort Nr. 1236—1263; Böhme, Kinderlieb und Kinderspiel Nr. 1630 —1649. 2. Freia, Frau Holle, Berchla. Freia, ahd. Fria, urgerm. Frijö, ward in ganz Deutschland verehrt; nach ihr ist der Freitag benannt, mhd. vritac, ahd. friatag, d. i. der Tag der Freia. Fri hatte neben der Bedeutung frei auch die: lieb, geliebt; und daher heißt got. frijon = lieben; got. frijönds = ahd. friunt, mhd. vriunt, nhd. Freund = ein Liebender oder auch Geliebter. Also bedeutet auch Freia die Geliebte, die Gemahlin. Wessen Geliebte, wessen Gemahlin? Erst Zins, dann Wodans, nachdem der Wodankult der herrschende geworden. Und davon, ob Freia als Gemahlin Zius oder Wodans gedacht wird, sind die Vorstellungen, die man von ihr hatte, abhängig. a. Als Gemahlin des Ziu war Freia Erd- oder Sonnengöttin. Weil Erdgöttin, sührt sie im zweiten Merseburger Zauberspruch den Namen Fulla oder Volla, d. i. die Üppige, die Spenderin der Fruchtbarkeit. Die Sonnengöttin Freia ist eine Jungfrau oder Frau mit langem, goldigem Haar (Sonnenstrahlen) und blauem Kleid (blauerhimmel). Um die Jungfrau Sonne wirbt der Sonnengott Ziu; er reitet durch die Waberlohe, den flammenden Zaun der Morgenröte, hinauf auf einen Felsen, küßt die schlafende Göttin wach und vermählt sich ihr. (Siegfried-mythus: wie Sigurd Brüuuhild erlöst — Dornröschen.) Beinamen der Göttin waren die im zweiten Merseburger Zauberspruch genannten Göttinnen Sunna und Sinthgnnt, ferner Ostara, d. i. die Morgenröte oder Lichtgöttin; denn nach einem Gesetz der Mythenbildung werden besondere Tätigkeiten oder Beinamen einer Gottheit zu neuen Gottheiten erhoben. In Mitteldeutschland hieß die Göttin zumeist die Holda, d.i. die Holde, Gnädige, und der Name wandelte sich durch Angleichung um in Frau Holle; in Süddeutschland nannte man sie Berchta, Perchta, Berta, d. i. die Glänzende, Leuchtende (vgl. S. 109 Albrecht). Der Sonnengöttin war der Sonnenkäfer heilig. Beobachtung: Im Siegfriedmythus wird Brünnhild als Göttin der Erde (S. 181) und der Sonne zugleich gedacht, auf jene deuten hin Schlaf, Panzer, auf diese Waberlohe, blendende Schönheit. Vergleiche: Nach einem Gesetz der Mythenbildung werden besondere Tätigkeiten oder Beinamen einer Gottheit zu selbständigen, neuen Gottheiten erhoben.
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