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1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 75

1906 - Gotha : Thienemann
— 75 — unbeschimpft ließ. Das Herz der Franken schwoll von bitterem Grimm, . und Chlodovech schickte ihnen goldene Armspangen und Wehrgehänge — sie sahen freilich nur aus wie Gold, denn es war künstlich vergoldetes Erz —, die schickte er vornehmen Leuten des Ragnachar, daß sie ihn gegen ihren König ins Land riefen. Chlodovech zog heran und begann gegen ihn den Kampf. Ragnachar aber sah sein Heer besiegt und wollte fliehen. Da ergriffen ihn die ©einigen, banden ihm die Hände auf den Rücken und führten ihn mit feinem Brnder Richar vor Chlodovech. , Wie/ sprach dieser, , konntest du unser königliches Geschlecht erniedrigen, daß du dich binden ließest? Ruhmvoller wäre für dich der Tod gewesen? Und er erhob seine Axt und spaltete ihm damit den Kopf. Darauf wandte er sich zum Bruder desselben und sprach: ,Wenn du deinem Bruder beigestanden hättest, er wäre nicht gebunden worden;' so hieb er auch ihn mit der Axt nieder. Nach dem Tode beider aber wurden ihre Verräter erst gewahr, daß sie unechtes Gold vom Könige erhalten hatten, und sie gingen zu ihm und sagten es ihm. ,Wie billig/ soll er ihnen geantwortet haben, , empfängt der solches Gold, der seinen Herrn geflissentlich in das Verderben verlockt? Sie sollten sich es ja genug sein lassen, daß sie noch lebten; sonst möchten sie den Verrat an ihrem Herrn noch teuer büßen müssen und eines marter-dollen Todes sterben. Da sie das hörten, strebten sie nun dahin, sich seine Gunst zu erwerben, und sagten, es sei ihnen genug, wenn er sie nur leben ließe. Die genannten Könige aber waren Chlodovechs nahe Blutsverwandte, und ihr Bruder war Rignomer, der auf Chlodovechs Befehl ermordet wurde. Als sie so alle getötet, gewann Chlodovech ihr ganzes Reich und alle ihre Schätze. Auch viele andere Könige ließ er töten, sogar seine nächsten Verwandten, von denen er fürchtete, sie mochten das Reich ihm nehmen, und breitete so seine Herrschaft über ganz Gallien aus. Als er aber eines Tages seine Leute versammelt hatte, soll er zu ihnen von seinen Blutsverwandten, die er ermordet hatte, so geredet haben: ,Ach, daß ich nun wie ein Fremdling unter Fremden stehe und mir keiner der Meinigen, wenn t>as Unglück über mich kommen sollte, Hilfe gewähren kann? Aber er sprach dies nicht, weil er bekümmert gewesen wäre um den Tod derselben, sondern aus List, ob sich vielleicht noch einer sände, den er töten könnte." (Gregor von Tours Ii, 40—42; Übersetzung von Giesebrecht a. a. O.) a) 3m Kampfe gegen die fränkischen Kleinkönige zeigt Chlodovech eine schauererregende „Mischung von Tücke und Gewalt, von Arglist und naiver Offenheit im Verbrechen" (Dahn Hi, 65). Das Christentum hat seinen Sinn nicht geändert, die Taufe bildet keinen Abschnitt in seinem innern Leben. Ob man aber berechtigt ist, alles, was Gregor erzählt, wörtlich für wahr zu halten? Nach W. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter I, 107 bis 108 (7. Ausl.), ist Gregors Darstellung von Chlodovech schon durchaus sagenhaft, weil seine Ouelle die lebendige Überlieferung war. Dann aber
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