Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 105

1906 - Gotha : Thienemann
— 105 — es viele zweifelnde Heiden, ungewiß, ob Donar, ob Christus der mächtigere Gott sei: deu Christus verehre der mächtige Herzog Karl und das Frankeuvolk, dem sie, die Hessen, zinsen müßten. Und ferner sah man viele lauen Christen, die auf beiden Seiten hinkten, die getauft waren und doch Opferfleisch vom Pferde aßen, die mit den alten einheimischen Edelingen Heiden und mit d.n fränkischen Grafen Christen waren. Endlich gab es auch treue, überzeugte Christen, manche demütig im neuen Glauben, manche aber auch stolz, sich brüstend mit der Verachtung der alten Götter und fanatisch im Dienste des neuen Gottes. Das Wort des Bonifatius brachte nicht so rasche und tiefe Wirkung, als er wollte und hoffte. Oft mußte er scharfe und heftige Gegenrebe hören: ob beim der Christengott auch ein mächtiger Gott sei? man müsse baran zweifeln, er habe ja feinen Sohn gefangennehmen und ans Kreuz schlagen lassen. Was sollte Bonisatius antworten? Er war ein kluger, scharfsichtiger Beobachter. Wie oft hatte er gesehen, daß biefe Männer nur durch die Tat überzeugt würden, daß ihnen der Sieg im Kampfe als der beste Beweis der Wahrheit galt! Nun, dann mußte, dann wollte er die höhere Macht des Christengottes durch eine kühne Tat beweisen. Auch seine Natur selbst drängte ihn dazu. Er war auch Herzog Radbod kühn in den Weg getreten, wenn auch umsonst. In seinem stürmenben Geiste gestaltete sich der Plan: er wollte nicht Donars Verehrer, Donar selbst wollte er angreifen, die ihm geheiligte Eiche fällen, bei einem Opferfest, wenn die Volksgemeinbe versammelt war. Er beriet den Plan mit feinen Brübern, den Mönchen, und mit ergebenen hessischen Christen. Manche warnten: er möge die Wut der Menge nicht geringschätzen, an den Kamps benken, der aus dem Opferplatz entbrennen werbe. Anbete rieten zu: ihn schütze der Brief des Herzogs Karl, die Menge der treuen Anhänger; freilich wer könne den Ausgang wissen ? Bonifatius aber beichte an Jesu Wort: „Fürchtet euch nicht vor benen, die den Leib töten und die Seele nicht mögen töten," und entschloß sich dazu, am nächsten Opferfest Donars Eiche zu fällen. Die Freunbe verbreiteten sein Vorhaben. Ein Staunen und Fragen, Fürchten und Hoffen, Bangen und Erwarten durchlief das ganze Volk. Der Opfertag war da. Die Menge der Feinde und Freunde umstand Donars heiligen Baum. Bonifatius faßte die Axt — er schlug. Sendet Donar feinen Blitz, den ruchlosen Frevler zu zerschmettern? Nein! — Neue Axtschläge! — Kein Blitz? — Wo ist Donar? — Noch mehr Axtschläge! — Will Donar nicht? — Kann er nicht? — Ist Donar ohnmächtig? — Die Eiche stürzt! — Jubelgeschrei der Christen; Staunen, Furcht und Grauen der Heiden vor dem Christengott. Donar ist besiegt, der Christengott ist mächtiger als er, Bonifatius hat den Beweis der Wahrheit erbracht. Die Besiegten unterwerfen sich dem Sieger und seinem Gott. Bonifatius errichtete aus dem Holze der Eiche Donars ein Bethaus zur lebenbigen Erinnerung an den Sieg des Christengottes über Donar. Vgl. den Übertritt Chlodovechs zum Christentum (S. 69). Hier wie dort sind es Gedanken über die Macht ober Ohnmacht der Gottheit, die die Entscheidung herbeiführten. Der Bestand des Christentums war in Hessen gesichert; darum eilte Bonifatius weiter nach Thüringen, ausgestattet mit einem neuen Brief Gregors Ii. an die Thüringer, worin dieser sie ausforderte, Bonisatius als ihrem Bischof gehorsam zu sein, ihm eine bischöfliche Wohnung zu bauen und hin und her im Lande Kirchen zu gründen. „Dort wandte er sich".
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer