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1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 115

1906 - Gotha : Thienemann
— 115 — Das Kloster als Großgrundherrschaft. Ursprung des Besitzes: Schenkungen der Könige und Edlen, seien es Wälder, Einöden oder bereits bewirtschaftete Krongüter. Die Schenkung, ein wirtschaftlich-rechtlicher Vorgang, beruhte auf einer religiösen Idee, aus der Idee der Vergeltung für diesseitige Wohltaten im Jenseits, genau nach Matth. 19, 21: Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du eiueu Schatz im Himmel haben. Nach der Auffassung Eigils und wohl auch aller seiner Zeitgenossen ging der Besitz aus dem Rechte des Königs in das Recht des Herrn. Wir wollen diese Gleichsetzung von Gott und Kirche (Kloster, Klerus) scharf bemerken. Es war eine für die religiöse Entwickelung der Deutschen gefährliche Gleichung, da auf Grund derselben jede Opposition gegen kirchlichen Besitz auch als Opposition gegen Gott aufgefaßt, jede Kritik der Kirche als Gotteslästerung betrachtet ward. Kl oft er leben. Zucht des Körpers und Geistes nach der Regel des heiligen Benedikt. Wirtschaftliche Tätigkeit: roden, Häuser und Äcker bauen, selbst Bonifatius arbeitete mit der Hand — wissenschaftliche Tätigkeit: Studieren der Heiligen Schrift und der Väter — religiöse Tätigkeit: asketische und kultische Übungen. Deutsch-römische Beziehungen. Die deutschen Klöster wurden nach der Benediktinerregel organisiert; die italienischen Klöster galten als Vorbilder der deutschen, daher Sturmis Reise nach Italien. 9. Ausgang des Bonifatius. Seit 747 trat Bonifatius mehr und mehr in den Hintergrund. Die großen Ereignisse der Welt und der Kirche, die Krönung Pippins des Kleinen und das Bündnis zwischen dem fränkischen Königtum und dem Papsttum, vollzogen sich ohne ihn. Zwar salbte er Pippin zum König, aber er hatte nichts getan, dies Ereignis herbeizuführen. Je älter er ward, desto gedrückter ward seine Stimmung. In einem Briefe des Jahres 747 klagte er: er habe zwar den Weinberg des Herrn gegraben und bedüngt, aber nicht bewahrt; während er Trauben erwartet habe, brächte der nur Herlinge; an ihm erfülle sich Habakuks Wort: der Ölgarten wird die Hoffnung täuschen, und das Feld wird keine Speise geben. Hatte Bonifatius zu solchen Klagen ein Recht? Scheinbar nicht; denn ihn schmückten hohe Würden, er verwaltete hohe Ämter: 722 Bischof, 732 Erzbischof durch den Papst, 738 päpstlicher Vikar, 742 Erzbischof durch Karlmann; er genoß in den Wäldern Thüringens und in Rom, an der Fulda und an der Mosel, in Hessen und in England unbegrenzte, beinahe anbetende Verehrung; durch ihn waren Hessen und Thüringer Christen geworden; die bayerische, hessische und thüringische Kirche war durch ihn organisiert, die fränkische reformiert worden, alle an Rom gebunden; viele Klöster, von ihm gegründet, bildeten einen tüchtigen einheimischen Klerus heran. Und doch! Als Bote des Glaubens war er ausgezogen, die Heiden zu bekehren, er 8*
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