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1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 121

1906 - Gotha : Thienemann
— 121 — ich will auch den Namen der Macht, die Ehre und den Glanz der Macht. (Vgl. Cäsars Streben nach dem Kaisertum. — Hauckii, 11. „Wer weiß nicht, daß die Herrschbegabten und Herrschlustigen sich in der Regel an dem vollen Gefühl der Macht nicht weniger erfreuen als an ihrem Besitz? Jenes aber hängt an der äußeren Stellung, an dem Namen." — Machtgelüste Pippins.) Und dieser Macht sollt' ich vielleicht entsagen, wie's mein Bruder Karlmann tat? Nimmermehr! Das kann ich nicht! Das darf ich auch nicht. In meinem Geschlecht ist das Amt des Majordomus erblich geworden. Seit hundert Jahren sind's Männer aus meinem Stamme, die das Geschick der Franken leiten. Und große Taten haben sie, sie allein vollbracht : sie haben den Bestand des Reiches erhalten, sie haben seine Grenzen erweitert, sie haben seine Völker beschützt vor Sarazenen und Sachsen, sie haben den Boten des christlichen Glaubens Schutz gewährt, daß nun im ganzen Reiche nur ein Glaube ist. Diesen Ruhm meines Geschlechts muß ich erhalten; noch mehr: ich und meine Nachkommen müssen ihn erhöhen, um unserer Väter würdig zu sein. Aber wie, wenn nun aus dem Geschlechte der Merowinger ein neuer Sprößling erwüchse, stark und listig, machtgierig und rücksichtslos wie einst Chlodovech ? Dann ist's aus mit mir und meinem Haus. Darum sei klug, nutze die günstige Stunde! (Familienpolitik.) Und wenn ich die Krone nehme, wer kann, wer darf sagen, daß es nur um meinetwillen, nur um meiner Familie willen geschehe? Wer sorgte für das Reich? Wer schützte seine Grenzen, wer warf die Sarazenen nieder, wer gab dem Volke die Ruhe, wer reorganisierte die Kirche? Ein Merowing? Männer aus meinem Geschlecht waren es! Das Geschick des Reiches ward durch meine Familie geschaffen, und es ist mit dem Geschick meiner Familie verbunden. Vier Jahre regierte mein Vater ohne einen König, und das Reich war ruhig. Mein Vater starb, und nun erst brachen die Unruhen aus. Karlmann und ich setzten Childerich Iii. ein, es war Ruhe im Reich. Karlmann entsagte seinem Amte, und von neuem brach der Aufruhr los. Also: dem Reiche die Ruhe, den Frieden zu geben, muß ich die Krone haben. Wer bürgt dafür, daß der Frieden des Reiches nicht von Unzufriedenen unter dem Vorwande gestört werde, daß nur der König die Gewalt habe, und daß sie also einem nicht vom König eingesetzten Majorvomus zu gehorchen gar nicht verpflichtet seien? (Reichspolitik.) Freilich, ein Recht aus die Krone habe ich nicht. Das hat nur Childerich, der Schwächling, der Wicht, das Nichts! Er ist der Erbe des Königtums, wie ich der Erbe meines Amtes. Mit größerem Rechte als ich. Und das Recht muß man achten. Wenn ich das feurige nicht achte, bars ich klagen, wenn man das meinige verletzt? Aber steht nicht über dem Rechte der Buchstaben das Recht der Tatsachen, über dem Rechte des Herkommens das Recht der gegenwärtigen Not? Mit Zustimmung der Großen des Reichs übertrug mein Vater sein Amt auf mich und Karlmann. Kamt ich nicht auch mit Zustimmung der Großen die Königskrone nehmen und baburch mein Recht erhöhen? Durch die Wahl des Heeres warb Chlobovech König der rheinischen Franken (S. 74). Kann mir die Wahl des Heeres an Recht nicht geben, was mir an Recht fehlt? (Rechtsfrage.) (Snbltch! Gefahrvoll ist der Plan, unsicher sein Ausgang. Grimoalb starb, weil er basfelbe Ziel erstrebte (S. 95). Darum heißt es: alles klug vorbereiten, alles beachten, ruhig abwarten, nichts übereilen
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