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1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 136

1906 - Gotha : Thienemann
— 136 — damit war eine politische Frage entstand en, die von da bis heute auf unsere Geschichte einwirkt: wie verhalten sich Zentral- und Partikulargewalt zueinander? Das Frankenreich.........................Bayern. Das Ganze................................der Teil. Das Königtum als regierende Gewalt . das Herzogtum. Das Königshaus...........................das Herzogshaus. Pippiniden (Karliuger)...................Agilolfinger. Zentralgewalt............................Partikulargewalt. Unter dem unmittelbaren Einfluß Pippins des Kleinen war kurz vor 751 bestimmt worden: der Herzog wird durch den König aus dem Hause der Agilolfinger „bestellt" und kaun, „wenn er so kühn oder hartnäckig oder leichtsinnig, so widerspenstig und aufgeblasen oder so hochmütig und rebellisch ist, daß er des Königs Gebot mißachtet", durch den König entsetzt werden. Im übrigen war der Herzog fast selbständig; er war oberster Heerführer und Richter; er gab im Verein mit den Großen des Landes die Gesetze; dem herzoglichen Fiskus fielen die Strafgelder zu, dem Herzog gehörte das wüste Land. Die lange Not des Aquitanierkrieges, der Streit zwischen Karl und Karlmann, auch Karls Sachsen- und Langobardenkrieg hatten Tassilo Gelegenheit gegeben, sich von fränkischer Oberhoheit loszusagen und beinahe zwei Jahrzehnte frei zu fein. Warum verlangte Karl gerade jetzt die Anerkennung seiner Oberhoheit? Sein Schwert ruhte. Ferner: Italien schien ihm nicht sicher, wenn der unabhängige Bayer die Alpenpässe der Etsch besaß. Tassilo fügte sich. Er erschien vor König Karl in Worms, „erneuerte die Treueide und gab zwölf auserlesene Geiseln, daß er Karl und dessen Getreuen alles halten werde, was er dem Herrn König Pippin eidlich gelobt hatte". Es folgten einige Jahre der Ruhe. Doch 787 rückte Karl — man weiß nicht genau, aus welchen Gründen — mit drei Heersäulen in Bayern ein: er führte ein Heer von Westen bis an den Lech, die Ostfranken, Thüringer und Sachsen kamen von Norden her bis zur Donau unterhalb Ingolstadt, von Süden ein italisches Aufgebot bis Bozen. Von allen seinen weltlichen und geistlichen Großen verlassen, erschien Tassilo am 3. Oktober 787 in Karls Lager auf dem Lechfelde und huldigte von neuem. Reich beschenkt kehrte er zurück. Da aber Karl Kunde von neuen Plänen des Abfalls erhielt, lud er den Herzog 788 auf eine Reichsversammlung in Ingelheim, ließ ihn entwaffnen, festnehmen, scheren und in ein Kloster an der Mündung der Seine bringen. Das letzte Stammesherzogtum und damit die letzte Partikulargewalt war so durch die fränkische Königsmacht vernichtet. Karl kam selbst nach Bayern, teilte es in Grafschaften ein wie das Frankenland und unterstellte die Grafen, da wegen der Grenzkriege eine einheitliche militärische Oberleitung nötig war, einem Präfekten, dem
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