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1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 146

1906 - Gotha : Thienemann
— 146 — 3. Obst- und Gemüsebau. Wie den Weinbau, so pflegten die Fronhöfe auch den Obst- und Gemüsebau. Was Karl der Große auf seinen Gütern an Obst und Gemüse zu bauen befahl, das forderten in der Folgezeit auch alle weltlichen und geistlichen Grundherren. Auch im Obstbau waren unsere Vorfahren die Schüler der Römer; benn mit Ausnahme der Nuß und des Apfels, den man als Holzapfel kannte, finb die Namen aller Obstsorten zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert aus dem Lateinischen volksmäßig übernommen worben. Man hörte den Namen der Frucht und benannte danach den ganzen Baum, und zwar wurde zumeist bte Mehrzahl des Frachtnamens als eine weibliche Einzahl aufgefaßt: cerasum — cerasa — ahb. kerasa — kirisa — kirisa — kirsa — kirsboum — Kirschbaum; prunus — pruna — ahb. phrtime und plilüme — phrümboum und phltimboum — Pflaumen-baum; pirum — pira (klingt an an das althochbeutsche Wort heran = tragen) — ahb. bira, nthb. bir, Mehrzahl bavon bim, als Einzahl aufgefaßt nhb. bte Birne — ahb. piriboum; per-s i cum — persica — ahb. pliersihha, phe.rsiheboum — Pfirsichbaum; mespila — Mispel; castanea — k^stina— kestiniboum — Kastanienbaum. Alle diese Obstsorten wuchsen seit römischer Zeit im Dekumatenlanbe und zwischen Rhein und Maas. Von ba würden sie durch die Fronhofswirtschaften ins übrige Deutschland gebracht, zumal durch die Fronhöfe der Klöster, ba ja nach der Regel des heiligen Benebikt das Fleisch vierfüßiger Tiere nur schwache und kranke Brüder, die kräftigen und gesunben aber Geflügel, Fisch, Gemüse und Obst genießen sollten. In dieser Zeit bilbete sich auch der heutige Sinn des Wortes Obst. Ehemals hieß es gerat, obat = ob -f at (ob = über, mehr + at = Speise, Nahrung, vergl. I § 6, 5 Esch), b. H. das, was über die eigentliche Nahrung ist = Zuspeise, Zutat, Nachspeise. Nun nannte man gerat, obat ahb. oba(nhb. Obst = b. H. Zuspeise) den Genuß von Äpfeln, Birnen, Pflaumen usw.; und das ist uns ein Zeugnis dafür, daß der Obstgenuß wenigstens an den Herrentischen häufig geworden war. Abgetrennt vom obi^garto oder boumgarto lag der Kräuter-und Gemüsegarten. Da wuchsen nebeneinander die eigentlichen Heilkräuter, wie Minze, Raute, Salbei, dann die Gewürzkräuter, wie Petersilie, Fenchel, Senf, Zwiebeln, Porree, und die eigentlichen Gemüse, Gurken, Kohlrabi, Salat, Kohl und Pastinaken. Merkwürbig erscheint uns, daß in dem Arzneigarten des Klosters St. Gallen an erster Stelle Lilie und Rose verzeichnet standen. Das gilt manchen als ein Beweis, daß man damals die rein ästhetische Freude an dem Wuchs und der Farbe der Pflanze noch nicht kannte. Man schätzte zunächst an der Pflanze nur Geruch und Geschmack; erst langsam bildete sich unter dem Einfluß der Kirche, die Rose und Lilie als Sinnbilder der Jungfrau Maria verwenbcte und darum ihre Schönheit pries, und durch
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