Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 194

1906 - Gotha : Thienemann
— 194 — mehr bei dem Herrn war als andere Lehensmannen, so hatte er deshalb auch eine größere Ehre als die Gehöfer; er stand neben, ja über den Verwaltungsdienst leistenden Lehensmannen, neben den Meiern, Viztumen und dergl. (S. 163). Er gehörte zur Klasse der Ministerialen. Aus diesen kriegerischen Ministerialen bildete sich im Laufe kommender Jahrhunderte der Ritterstand. Der Kriegsdienst fing an, zu einem Prinzip der ständischen Gliederung und sozialen Schichtung zu werden. Die Bauern, die den Kriegsdienst aufgaben, verloren, die kriegerischen Ministerialen gewannen an sozialer Achtung. Ob Krieger oder nicht, das war des Mannes Ehre. „Vasallität und Lehen sind zwei staatsrechtliche Institute, die au sich nicht notwendig ineinander fallen. Es kann jemand als Vasall in den Dienst eines Seniors treten, ohne mit einem Lehen ausgestattet zu werden, und es kann jemand ein Lehen erhalten, ohne Vasall zu sein: die weltgeschichtliche Bedeutung liegt in der Verbindung dieser beiden Begriffe, die zusammen die Feudalordnung ausmachen." (Delbrück Ii, 452.) Die weitere Entwickelung des Lehenskriegswesens scheint in enger Verbindung mit der Machtentfaltung des Geschlechts der Pippiniden zu stehen, kann wenigstens so dargestellt werden. Große Grundherren konnten durch ihre Vasallen bedeutenden politischen Einfluß gewinnen. Wer politischen Einfluß haben wollte, gab viele Lehen an Vasallen aus. Und wer nun so weit ausgedehnten Grundbesitz hatte, daß er ihn nicht selbst verwalten konnte, und daß er dessen Erträge sür sich auch bei höchsten Ansprüchen nicht nötig hatte, der gab größere Teile seines Besitzes als Lehen an kleinere Edelinge aus mit dem Aufträge, Krieger durch Afterlehen zu beschaffen. So bildete sich eine militärisch-soziale Stufenfolge: der große Senior — ihm kommendiert mehrere kleinere — denen die Menge der Vasallen. So machte es die Familie der Pippiniden in Australien. Und gerade dadurch war es ihr möglich, sich das Hausmeieramt erblich zu erhalten. (Vgl. S. 119.) Es kamen unter Karl Martell die Nöte der Sarazenenkriege. Karl brauchte Krieger. Er nahm der reichen fränkischen Kirche einen Teil ihres großen Besitzes (Säkularisation), stattete damit Edelinge aus und verlangte dafür eine bestimmte Zahl von Vasallen. Er verfügte, daß „in Ansehung der von den benachbarten Völkern drohenden Kriege ein Teil des Kirchengutes gegen Ausstellung eines Bittbriefes und Zahlung eines Zinses zur Stärkung des Heeres noch eine Zeitlang behalten werden solle. Gott werde es verzeihen". Dadurch gab er dem Frankenreiche kriegerische Kraft, feinem Geschlecht unter den Edelingen und Vasallen eine treu ergebene Partei. Die Pippiniden erlangten den Königsthron; ihr Geschlecht, nun das königliche, war der Besitzer des Königslandes (S. 162 u. 200), vieler weiter Ge-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer