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1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 196

1906 - Gotha : Thienemann
— 196 — bestehen und nur durch das eigene Volk bestimmt werden, sondern daß sie auch von der Heeresverfassung und der Wafsentechnik der Feinde abhängen. So auch Karl Martell. Die Überlegenheit der feindlichen Reiterheere nötigte ihn, sich in der Verteidigung zu halten. Bei Tours und Poitiers 732 waren die wuchtigen Angriffe der arabischen Reiter an den festgefügten Massen seiner Völker abgeprallt. Er sah aber ein, daß er angreifen müsse, um sich zu verteidigen, daß er dazu einer Reiterei bedürfe, daß er die Ausgabe für Roß und Reiter nicht jedem Freien zumuten könne. Und so hatte ihm die Belehnung mit Kirchengut die Mittel geboten, ein Reiterheer aufzubringen. Schon Pippins Kriege, aber viel mehr die Karls führten die Heere weit weg, über die Alpen, bis zur Theiß, zur Elbe. Wie schwer kamen bei der Armut des Landes an Straßen überhaupt, viel weniger an guten Straßen, die Krieger zu Fuß vorwärts, wie leicht und rasch die Reiter! Also mehr Reiter! Die taktische Einheit der alten Zeit war der Keil (I § 10), in dem die Mannen ehemals geordnet nach Sippen, später nach Hundertschaften zusammenstanden. Das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit im Geschlechtsoder Ortsverband gab dem Keil die Kraft. Aber diese alten Verbindungen waren bei den Franken durch das Königtum, das Christentum und die Kolonisation mehr und mehr gelost worden. Manche Glieder des Geschlechts blieben daheim, andere standen in Kriegs-, Herren-, Kirchendienst. Nicht alle, nur gewisse Männer des Gaues wurden aufgeboten, mit andern zusammengetan zu einer taktischen Einheit. Gemeinschaftsbewußtsein bildet sich in unsern Kompagnien und Bataillonen durch die gemeinsame zweijährige Dienstzeit, in den Regimentern eines Heeres durch einen langandauernden Krieg, aber es konnte sich nicht bilden während der meist kurzen Sommerseldzüge der karlingischen Zeit. So verlor das Fußvolk an militärischer Kraft und Bedeutung. „Der Mann, der bloß zu Fuß mit der blanken Waffe kämpfen kann, ist sehr wenig, wenn er nicht Glied eines taktischen Körpers ist; der Mann, der zu Fuß mit Pseil und Bogen kämpst, bietet immer nur eine Hilfswaffe. Der Mann, der zu Pferde kämpft, ist als Einzelkämpfer beiden überlegen." (Delbrück Ii, 430.) Die neue Zeit et-forderte Reiterheere. Solange der Staat (König) dem Mann die Pflicht auferlegte, sich selbst zu bewaffnen und zu verpflegen, so lange konnte er Erfüllung dieser Pflicht nur von wenigen Reichen verlangen oder von denen, denen er als Gegenleistung aus seinem reichen Vorrat an Grund und Boden ein Lehen gegeben. Reiterdienst und Lehen fanden sich zusammen und gaben der H e er es v ers a ssung der kommenden Jahrhunderte das Gepräge. 3. Heeresaufgebol durch Grafen und Senioren. Entsprechend dem königlichen Aufgebot führte der Graf dem Heere die freien Männer
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