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1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 259

1906 - Gotha : Thienemann
— 259 — dann Karl in deutscher Sprache; und ebenso schwuren ihre angesehensten Mannen. Diese Eide sind zwei der ältesten Denkmäler in romanischer und deutscher Zunge: romana lingua und teudisca lingua werden sie genannt; teudisca ist abzuleiten von altdeutsch thioda, ahd. diot, mhd. diet = Volk (vgl. Detmold I § 14, Dietrich, Ditmar); es bedeutet also die volkstümliche, angestammte Sprache im Gegensatz zu der ftemden, angelernten Weltsprache, dem Latein. Die deutschen Worte lauten so. Karl sprach: „In godes minna ind in thes christiänes solches ind unser bedhero gehaltnissi, fon thesemo dage frammordes, so fram so mir got gewizci indi mahd furgibit, so haldih thesan minan bruodher, soso man mit rehtu sinan bruodher scal, in thiu tha^ er mig so sama duo, indi mit Ludheren in nohheiniu thing ne gegano, the minan willon imo ce scadhen werdhen.“ Aus Liebe zu Gott und dem christlichen Volke und zu unser beider Heil werde ich von diesem Tage fürderhin, soweit mir Gott Wissen und Vermögen gibt, diesen meinen Bruder halten, wie man mit Recht seinen Bruder halten soll, darum daß er mir ebenso tue. Und mit Lothar werde ich keinen Vergleich eingehen, der mit meinem Willen ihm (Karl) zum Schaden gereicht. Die Mannen Ludwigs sprachen: „Oba Karl then eid, then er sinemo bruodher Ludhuwige gesuor, geleistit indi Ludhuwig min herro then er imo gesuor forbrihchit, ob ih inan es irwenden ne mag, noh ih noh thero nohhein, the ih es irwenden mag, widhar Karle imo ce follusti ne wirdhit.“ Wenn Karl den Eid, den er seinem Bruder Ludwig schwor, hält und Ludwig, mein Herr, den Eid, den er ihm schwor, bricht und ich es nicht hindern kann, so will weder ich noch irgend-ein anderer, den ich davon abzubringen vermag, gegen Karl Beistand leisten. (Die altdeutschen Texte nach K. Müllenhoff und W. Scherer, Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem 8.—12. Jahrhundert. 2 Ausl S. 182.) 1' Rach längeren Verhandlungen gab Lothar nach; denn die Großen des Reiches drängten, „ob die Könige wollten oder nicht", zur Teilung und zum Frieden. Durch den Vertrag zu Verdun (August 843) empfing Suöting Ostfranken, das Gebiet östlich vom Rhein nebst Speyer, Worms und Mainz auf dem linken Rheinufer, Karl Ii. (der Kahle) Westfranken, das Gebiet westlich von der Schelde, Maas, Saone und Rhone, Lothar das Mittelstück, das Gebiet von der friesischen Küste bis zur Rhone und Italien, nebst der Kaiserwürde. Damit hatte die Idee des Erbrechtes den Ci eg über d i e Idee des Kaisertums davongetragen. Zugleich war der Vertrag zu Verdun mittelbar ein Sieg der Kirche, denn sie blieb den geteilten Reichen gegenüber eine Einheit, und darin lag ihre Macht.
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