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1. Ottonen und Salier - S. 76

1910 - Gotha : Thienemann
— 76 len Gegensatz der Völker, die es vereinte. Das Reich Karls des Großen war geeint im katholischen Glauben; auch das Ottos, wenn man absieht von den noch zu bekehrenden slawischen Völkern. Doch hatte sich seit den Tagen Karls allmählich eine nationale Trennung herausgebildet: die europäischen Nationen standen einander abgeschlossen gegenüber, das nationale Bewußtsein war erwacht und verlangte Beachtung feiner politischen Rechte. In Deutschland und Frankreich zeigte sich das namentlich in der Sprache. Der Heliand, der Krist und das Ludwigslied waren in deutscher Sprache gedichtet worden; die Straßburger Eide hatte man in romanischer und deutscher Sprache geschworen (Ii § 40, 5). Die Kirche Deutschlands war eine nationale und dem Königtum unterworfen. Ferner: die Italiener fühlten sich mit Stolz als Träger einer höheren Kultur gegenüber den nordischen Barbaren. Über Ottos Romzug hören wir sie so urteilen: „Das Heer des fremden Kriegsfürsten besteht aus mancherlei Kriegsvolk, verschieden nach Stamm und Sprache. Es find Menschen, denen es unmöglich ist, mäßig zu leben: sie rauben alles, was Wert hat, selbst im Heiligtum schänden sie edle Frauen. Haben sie das Land zur Wüste gemacht, dann beginnt der Rückzug. Denn es ist unmöglich, diese Scharen in der Fremde lange zusammenzuhalten. Auch ist es einem so großen Fürsten unziemlich, von dem eigenen Heer im Stich gelassen, bei denen zu verweilen, deren schwache Treue er fürchtet. Deshalb zieht er nach der Heimat zurück, fröhlich, sie wiederzusehen." Wie, wenn sich die nationale Kraft der Italiener steigerte, würde das deutsche Kaisertum feine Macht über sie behaupten können? Otto erlangte das Königtum der Italiener, das Patriziat über Rom und die Weltherrschaft nur, weil das deutsche Königtum fcie erste politische Macht des Abendlandes war. Die Kraft des deutschen Königtums war sein und seines Vaters Verdienst. „Die Ent- scheidungen beruhen darauf, daß die italienischen Potenzen zweiter Klaffe, zuerst in der Lombardei, dann auch in dem mittleren Italien, dem ostsränkischen Königtum beitraten. Es war eine Erweiterung der Weltstellung desselben überhaupt. Wäre feine Macht nicht bereits konsolidiert gewesen, so daß sie zugleich Ehrfurcht und Schrecken erweckte, so würde es nicht geschehen sein. Es war nicht etwa eine unmittelbare Herrschaft von Germanien, was dadurch begründet wurde, sondern das Prinzipat des ostsränkischen Reiches über Italien. Die Grundbedingung von allem war nun aber die Erhaltung des Königtums in Deutschland. Das Königtum und das Kaisertum waren immer zwei verschiedene Begriffe, die einander gleichsam bedingten: nur ein mächtiger König
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