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1. Ottonen und Salier - S. 122

1910 - Gotha : Thienemann
— 122 — 10. Die Stellung Gregors. Je übler sich die Sachlage für Heinrich gestaltete, um so zuversichtlicher wurde Gregor. Schon im Juli 1076 äußerte er, daß Gott über Verdienst und über Hoffen seine Kirche schütze, leite und verteidige. Er fesselte Robert Guis-kard von neuem an sich; Toskana beherrschte er durch die ihm ganz ergebene Erbin und Tochter Gottfrieds, die Markgrüfin Mathilde von Toskana, die Patarener nahm er ganz in seinen Dienst gegen die königstreuen Bischöfe der Lombardei. Er zeigte sich als ein kluger Organisator und Leiter politischer Kräfte. Durch ein Schreiben Anfang September 1076, gerichtet an seine Mitbischöfe, die weltlichen Großen und alle guten Christen im Reiche, erhob er einen maßlosen, unerhörten Anspruch: Würde sich Heinrich nicht unterwerfen, und wäre er nicht von ganzem Herren bekehrt, dann solle man für die Reichsregierung einen Mann finden, der sich zu alle dem anheischig mache, was zugleich der Religion und dem Reiche nützlich sei; einen solchen Mann möchten sie dann dem Papst so bald als möglich nennen, damit er ihn b e st ä t i g e. 1. Gregors Ansprüche sind seit der Fastensynode 1076 gewachsen: aus dem Recht, den König abzusetzen, folgert er jetzt das Recht, Könige einzusetzen. 2. Was Gregor 1076 als sein Recht in Anspruch nimmt, ist genau das Gegenteil vom Ottonischen Privilegium; dort: Adel und Volk wählen den Papst ... der Kaiser bestätigt ihn — hier: die deutschen Großen wählen den König ... der Papst bestätigt ihn. Welch ein Gegensatz auch zwischen 1046 und 1076, welch ein Umschwung aller Verhältnisse in 30 Jahren! Und stellen wir 1059 und 1076 nebeneinander! Wie rasch ging das Papsttum von der Forderung, daß es frei seiu müsse, zu der andern über, daß es herrschen müsse! 3. Davon, daß Heinrich auch kraft des Erbrechts zur Krone gelangt war, und daß sie ihm kraft dieses Rechtes auch nicht genommen werden konnte, ist keine Rede mehr. Das Wahlrecht der Großen erscheint als der entscheidende Faktor in der Thronfolge. 11. Tribur Oktober 1076. Vom König nicht geladen, versammelten sich die gegnerischen Fürsten Mitte Oktober 1076 mit bewaffnetem Geleit am rechten Ufer des Rheins bei Tribur, um über die schwebenden Fragen Beschluß zu fassen. Heinrich stellte sich mit seinen Anhängern, zum Kriege bereit, gegenüber bei Oppenheim auf. In der Triburer Versammlung traten besonders politische Momente hervor: der König ziehe die Fürsten nicht in sein Vertrauen; er beratschlage mit andern ihm Ergebenen; in
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