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1. Ottonen und Salier - S. 124

1910 - Gotha : Thienemann
— 124 — anspräche stellt; die gibt er nicht auf. Er ist aber als Papst auch der erste Priester der Christenheit, verpflichtet, dem Bußfertigen, Reuigen, Demütigen die Absolution zu erteilen. Er kann gar nicht anders, er muß mich vom Banne lossprechen. Dann, los vom Bann, bin ich wieder König; die Fürsten haben keinen Grund mehr, mir ihre Anerkennung zu verweigern. Heinrich wollte eine religiöse Handlung benutzen, um einen politischen Zweck zu erreichen. Der Plan war ganz folgerichtig; denn er entsprach genau dem, was Gregor getan: durch den Bann Heinrichs Macht zu brechen; er entsprach also auch dem Gebrauch eines religiösen Mittels zu einem politischen Zweck. 12. Der Gang nach Kanossa. „Wenige Tage vor Weihnachten (1076) brach Heinrich von der Stadt Speier auf und trat mit seiner Gemahlin und seinem kleinen Sohn Konrad die Reise an. Kein freier Mann unter allen Deutschen begleitete ihn, als er sein Reich verließ. Und da er den Aufwand einer so langen Reise nicht bestreiten konnte und viele, denen er in besseren Zeiten des Staates oft Gutes erzeigt hatte, mit Bitten anging, fanden sich nur sehr wenige, welche in Erinnerung an frühere Wohltaten oder gerührt durch das gegenwärtige Schicksal des wechselnden Glücks seine Not einigermaßen erleichterten. Solches Unglück, solches Elend brach über ihn plötzlich herein, nachdem er noch kurz vorher sich im Glanze des höchsten Ruhms und der reichsten Schätze gesonnt hatte." — Wirkung der Exkommunikation: die Macht der kirchlichen Bnßdifziplin erweist sich auch an dem Könige. „Die Heftigkeit und Rauheit des Winters war in diesem Jahre so andauernd und mit so ungewöhnlicher Strenge eingetreten, daß von dem Feste des heiligen Martin an der Rheinstrom, durch riesigen Frost gebunden, beinahe bis zu Ansang des April für Fußgänger gangbar blieb; und an den meisten Orten gingen die Weinreben gänzlich zugrunde, weil die Wurzeln vor Kälte erstarrten." Der König nahm den Weg über Burgund. „Daß er aber von der geraden Straße abbiegend sich nach Burgund wendete, dazu veranlaßte ihn, daß er zuverlässig erfahren hatte, die Herzöge Rudolf, Welf und Berthold hätten alle Wege und Zugänge, die nach Italien führen, und die man gewöhnlich Klausen nennt, besetzt, um ihm jede Möglichkeit des Übergangs zu versperren. Nach vollendeter Weihnachtsfeier (in Besan<?on) reiste er ab und nahm feinen Weg über den Mont Cenis. Noch war der Winter überaus hart; und die Berge, über welche der Übergang stattfand und die sich ins Unermeßliche ausdehnen und mit ihren Gipfeln faft in die Wolken ragen, starrten so von Schnee und Eis, daß man auf dem schlüpfrigen und steilen Abhange weder zu Pferde noch zu Fuß ohne Gefahr hinabsteigen konnte.
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