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1. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 139

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 139 — das Volk. Jetzt faßte der demokratische Bürgermeister Wullenweber von Lübeck, da er sah, daß die Macht der Hanse durch die beginnende wirtschaftliche Erstarkung der skandinavischen Reiche zurückging, den Plan, mit Gewalt die Vorrechte der Hanse zu behaupten. Er erklärte den gefangenen Christian für den rechtmäßigen Röntg und begann im Bunde mit dem Grafen Christoph von Oldenburg den Krieg gegen Dänemark. Der demokratische Bürger- und Bauernstand erhob sich auch gegen Christian Iii., und es gelang Wullenweber, Kopenhagen zu erobern, sowie die dänischen Inseln zu besetzen und den Sund in seine Gewalt zu bringen. Aber jetzt rückte der holsteinische Adel vor Lübecks Tore, Wullenweber mußte mit Christian einen Teilfrieden für Holstein schließen, und dieser eroberte jetzt die dänischen Inseln zurück. Nun erhob sich die Aristokratie in Lübeck gegen Wullenweber, stürzte ihn und schloß mit Dänemark 1536 den Frieden zu Hamburg. Wullenweber wurde auf einer Reise gefangen genommen und an den Herzog Heinrich von Braunschweig ausgeliefert, der ihn nach einem folterreichen Prozeß hinrichten ließ. Wäre Karl V. ein deutscher Kaiser gewesen, so hätte er Wullenweber unterstützen müssen, denn die Macht der Hanse beruhte auf der wirtschaftlichen und kulturellen Rückständigkeit der nordischen Völker; sobald diese begannen, wirtschaftlich zu erstarken, waren die Privilegien der Hanse nur durch Gewalt zu halten; das hatte Wullenweber erkannt und handelte danach. Karl aber, anstatt die deutsche Hanse zu schützen, handelte ihr entgegen im Interesse seiner niederländischen Haus-macht; denn er war es, der Wullenwebers Sturz in Lübeck durch seine Forderung der Wiederherstellung der alten aristokratischen Verfassung bewirkte. So zeigte sich auch hier wieder der undeutsche Charakter des deutschen Kaisers. Christian Iii. 1534—1559 wurde nun allgemein als König anerkannt und vollendete jetzt das Werk der Reformation in Dänemark. Er ließ die Bischöfe sämtlich verhaften und gab ihnen die Freiheit erst wieder, als sie auf ihre Würde Verzicht geleistet hatten. Ein in Kopenhagen abgehaltener Reichstag schaffte die politischen Rechte der Kirche ab und zog die Kirchengüter ein, in die sich Königtum und Adel teilten. Dann rief Christian Johannes Bugenhagen ins Land, der eine Kirchenordnung verfaßte, die die Kirche in völlige Abhängigkeit von der Krone brachte. Einigen Geistlichen wurde der Titel Bischof gelassen. Norwegen wurde, weil es Lübeck unterstützt hatte, zu einer dänischen Provinz gemacht, und auch hier wurde die Reformation durchgeführt. Rückblick. 1. In den germanischen Ländern gewann das lutherische Bekenntnis Boden, in den romanischen und rein keltischen (Schottland) der Calvinismus. 2. In England, Dänemark mit Norwegen und in Schweden war die Reformation ein Wert der Krone, in Frankreich und Schottland (Adel, Parlament) ein Werk des Volkes. 3. Überall verquickte sich mit der Religion die Politik. a) Die innere: In Frankreich ist der Kampf um die Religion zugleich ein Kampf um die Krone, in Dänemark gibt die Reformation Anlatz zum Kampf um die Krone, in Schweden begünstigt die Krone die Reformation aus politischer Klugheit; in England werben die religiösen Verhältnisse zum Ausgangspunkt für Thronkämpfe gemacht. (Ioh. Eray).
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