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1. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 146

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
vollständig ausgerottet, Italien wurde orthodor-ultramontan, „aber zugleich das gesamte Leben der Nation, der ganze Voltsgeist zu Tode getroffen". Doch als die Kurie nun daran ging, dieses in Spanien wie in Italien so wundervoll bewährte Institut auch auf andere Länder zu übertragen, da fand sie selbst in den katholischen Ländern energischen Widerstand, ja in den Niederlanden wurde der Versuch, sie dort einzuführen, einer der Hauptgründe zur Revolution. Auch in Deutschland, wo schon im 13. Jahrhundert die Anwendung der Inquisition zur Ermordung des Ketzerrichters Konrad von Marburg geführt hatte, wo sie aber durch Kaiser Friedrich Ii, und später Kaiser Karl Iv. von neuem durchgeführt war, gelang jetzt die Neueinführung nicht, selbst die katholischen Stände setzten ihr passiven und gelegentlich aktiven Widerstand entgegen. Im übrigen unterstand auch die Zensur des Schriftwesenr, der erwähnte Index probitorum librorum, der Inquisition. Rückblick und Vorschau. 1. Die katholische Kirche hatte begriffen, daß es ihre Existenz galt; sie war durch die Gefahr gezwungen worden, ihre Kräfte zusammenzufassen. Darum verlieh sie dem Papsttum die absolute monarchische Gewalt, sozusagen eine dauernde geistliche Diktatur, durch die es möglich war, alle Kräfte der Kirche zu vereinen und zu Abwehr und Angriff auf das eine Ziel zu richten. Ferner nahm sie eine innere Reinigung bezüglich der Lehre vor, um alle ihre Glieder wieder fest an sich zu ketten, und eine Reinigung des Klerus, um diesen für das eine große Ziel zu erziehen. 2. Zu den bisherigen Machtmitteln fügte sie die neuen Kräfte des Jesuiten-orbens, der Inquisition und der geistlichen Zensur hinzu, von denen die beiden ersten dem Angriff, die letztere der Abwehr dienen sollten und die dazu aufs beste geeignet waren. 3. Es kam nun barauf an, ob die evangelische Kirche begriff, daß sie der Rüstung der katholischen Kirche eine gleichartige gegenüberstellen müsse, um dem geplanten Angriff zu tviberstehen. Vor allen Dingen not tat ihr unbebingte Einigkeit nach außen und ferner Zusanrnenfassung ihrer Kräfte durch Unterorbnung unter eine führenbe Macht, etwa den Calvinismus. Es mußte sich zeigen, ob sie biefe beiben For-berungen der Zeit begriff. 4. Der Hauptangriff des Katholizismus mußte sich gegen Deutschland richten, barum kam es vor allem barauf an, wie die evangelische Partei in Deutschland sich gegenüber den Angriffen des katholischen Feinbes verhielt. 2. Die Evangelischen in Deutschland. a) Stand der protestantischen Sache. Während so der Katholizismus sich für den beginnenden Kampf trefflich gerüstet hatte, war der Protestantismus, wenigstens in Deutschland, seiner Aufgabe, das Gewonnene gegen die wohlvorbereiteten Angriffe der Gegner zu verteidigen, nicht mehr gewachsen. Vor allen Dingen hätte er in seinem Schoße die Einigkeit wahren müssen, aber gerade dieses erstes Erfordernis erfüllte er nicht, sondern es fand eine förmliche Zersetzung der evangelischen Partei in Deutschland statt. Zunächst machte freilich der Protestantismus in dieser Zeit äußerlich große Fortschritte. Selbst in Bayern war er, besonders bei den Gebildeten, eingedrungen,
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