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1. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 163

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 163 — Weise, stattete sie mit Kollegien, Kirchen, Ordenshäusern aus und errichtete sogar dem Loyola einen Altar. „München, die kunstgeschmückte Jesuitenstadt, der leuchtende Mittelpunkt altkirchlichen Wirkens und Lebens im Reich, wurde unter Herzog Wilhelm V. zum deutschen Rom". Das Beispiel Bayerns wirkte auch auf viele süddeutsche Reichs-st ä d t e , die Anhänger der alten Kirche forderten und erlangten vielfach die Ausweisung der evangelischen Prediger, Absetzung der evangelischen Stadträte, die Streichung der evangelischen Bürger aus der Bürgerrolle, und wo sie aus eigener Macht den Kampf nicht durchzuführen vermochten, da wandten sie sich um Hilfe an geistliche und katholische weltliche Fürsten, und Fürsten wie Herzog Wilhelm oder auch der Kaiser waren immer bereit, solchem Verlangen zu entsprechen. Auch in Österreich setzte nun der Bekehrungseifer ein. Bei Maximilians Ii. Tode waren das Erzherzotum Österreich, Böhmen und Ungarn fast ganz evangelisch. Sowie aber Kaiser Rudolf Ii. die Regierung übernahm, schritt er zur Bekämpfung des Protestantismus, zuerst in den Städten. Er dekretierte, daß die Aufnahme unter die Bürgerschaft von der Ablegung des römisch-katholischen Bekenntnisses abhängig gemacht werden sollte, die Wiener Universität durfte niemand promovieren, der nicht das Bekenntnis auf das Tridentinum abgelegt hatte. Eine neue Schulordnung wurde erlassen, in der der Gebrauch des Katechismus von Eanisius vorgeschrieben wurde; alle evangelischen Bücher wurden konfisziert. Es gelang, eine ganze Anzahl Städte durch solche Maßregeln wieder papistisch zu machen, vornehmlich in Niederösterreich. Doch der Adel stellte sich diesen Bestrebungen schroff entgegen, und die ober-österreichischen Städte schlossen sich dem Adel an. Ebenso ging es in Böhmen. Trotzdem dort dieselben Matzregeln angewendet wurden wie in Österreich, zum Teil noch strengere, wurde das Ziel doch nicht erreicht. Böhmen blieb zum größten Teil evangelisch. Auch in U n g a r n , ja dort noch weniger, erreichte Rudolf sein Ziel nicht, die Bürger der deutschen Städte hielten am Luthertum fest, die Magyaren am Calvinismus. Die innerösterreichischen Gebiete, Steiermark, Kärnten, Kram und Eörz, waren bei der Teilung an Erzherzog Karl, einen Oheim Rudolfs, gefallen. Dieser, ein kirchlich frommer Mann, zudem der Gemahl einer Schwester Herzog Wilhelms von Bayern, rief zwar die Jesuiten ins Land und gründete ihnen Kollegien, aber da er wegen seiner Geldverlegenheiten von seinen fast sämtlich evangelischen Ständen abhängig ro?.r\ Konnte er nicht so vorgehen, wie er wünschte, ja er mußte ihnen religiöse Freiheiten zugestehen, was ihm den Unwillen des Papstes und bayerischen Schwagers zuzog. Der Papst sandte ihm sogar eine Geldsumme, die ihn von seinen Ständen unabhängig machen und es ihm ermöglichen sollte, seine Zugeständnisse zu widerrufen. Er versuchte es, erregte aber solche Erbitterung bei seinen Ständen, daß es zum Aufstand kam. Ehe er diesen niederschlagen konnte, starb er. Das einzige von den habsburgischen Ländern, das ganz dem Katholizismus erhalten blieb, war T i r o l. li'
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