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1. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 166

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 166 — Sechs Jahre später versuchte der Ultramontanismus einen zweiten Angriff gegen die Evangelischen, .und dieses Mal mit durchschlagendem Erfolge. Beim Reichskammergericht fanden jährliche Visitationen statt, die von einer Reihe von Reichsständen durch eine Kommission ausgeübt wurden. Sie waren sehr wichtig, denn wenn z. B. gegen ein Reichskammergerichtsurteil Revision eingelegt wurde, so durfte das Urteil nicht eher vollstreckt werden, bis es durch die Kommission revidiert worden war. Zu den ständischen Visitatoren gehörte auch der Erzbischof von Magdeburg, der z. B. 1588 an der Visitation teilzunehmen hatte. Wie die Katholischen nun 1582 ihm, d. H. dem Administrator, Sitz und Stimme irrt Reichstage verweigert hatten, so auch hier das Recht der Teilnahme an der Visitation. Wieder wagte Kaiser Rudolf nicht, eine Entscheidung zu treffen, wie die Evangelischen auch wieder nicht einmütig eine Entscheidung verlangten. Er bestimmte den Erzbischof von Mainz, den Kurerzkanzler, dieses Mal die Berufung der Visitationskommission zu unterlassen. In den folgenden Jahren geschah dasselbe, und so waren tatsächlich die Visitationen, die gerade für die wichtigsten Streitsachen die Entscheidung hatten, in Fortfall gekommen und damit die Tätigkeit des obersten Gerichtshofes des Reiches zum großen Teil lahmgelegt. Das nutzte böse Folgen besonders für die Evangelischen haben, wie sich bald zeigte. Aber die Evangelischen waren kurzsichtig genug, durch Uneinigkeit sich selbst den größten Schaden zu tun. Zwar kam jetzt eine Periode der Einigung der Evangelischen. Doch war sie nicht von langer Dauer. In der Kurpfalz führte Pfalzgraf Johann Casimir die vormundschaftliche Regierung für seinen Neffen. Zwischen ihm und dem neuen Kurfürsten von Sachsen, E h r i st i a n der 1586 seinem Vater, dem Kurfürsten August, nachfolgte, und der, entgegen der Politik seines Vaters, in kirchlich gemäßigte Bahnen einlenkte, kam nicht nur eine Annäherung zustande, sondern Johann Casimir, der Schwager Christians, bewog Christian sogar zu einer gemeinsamen Politik gegen Frankreich und andererseits gegen die papistische Partei in Deutschland. Bezüglich Frankreichs beschlossen sie, Heinrich Iv. von Navarra ein Hilfskorps unter Christian von Anhalt zuzusenden. Das Unternehmen wurde zwar ausgeführt, hatte aber keinen großen Erfolg, da das Korps durch Heinrich Iv. fast ganz ohne Sold gelassen wurde und so unter Entbehrungen dreiviertel Jahre in Frankreich rühmlos zubrachte. Wichtiger war, was beschlossen und ausgeführt wurde bezüglich der Politik gegen die papistische Partei. Pfalz, Sachsen, Brandenburg und Hessen schickten ein Gesandschaft an den Kaiser, die die sofortige Abstellung der evangelischen Beschwerden — bezüglich des geistlichen Vorbehaltes usw. — forderte. Doch der Kaiser gab ihnen eine ausweichende Antwort. Auf einem Deputationstage zu Frankfurt, der über zu ergreifende Maßregeln gegen die am Niederrhein noch seit der Kölner Stiftsfehde hausenden fremdländischen, besonders spanischen Truppen verhandeln sollte, verlangten die Evangelischen einmütig die Aufstellung eines Heeres, um die Spanischen mit Gewalt zu vertreiben. Der Kaiser aber schlug, um dieses zu verhindern, vor, ©efandschaften an die krieg»
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