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1. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 210

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 210 — Böhmen, besonders da die kaiserlichen Räte Lobkowitz, Marlinitz und Slawata die von den Ständen verlangte freie Religionsübung nicht bewilligen wollten. Ein böhmischer Landtag beschloß auf Vorschlag des Grafen Matthias von Thurn eine allgemeine Volksbewaffnung und setzte eine provisorische Regierung ein. Da lenkte der Kaiser ein und erteilte den Böhmen den sog. Majestätsbrief, in dem er „allen Anhängern der Abendmahlsfeier unter beiderlei Gestalt" freie Religionsübung gewährte und den Herren, Rittern und königlichen Städten, später auch den Bewohnern königlicher Güter das Recht des Kirchenbaues zugestand. Unter den königlichen Gütern verstanden die Protestanten auch die geistlichen Güter, da diese in Böhmen unmittelbar der königlichen Kammer unterstanden, die Katholiken aber nur die weltlichen königlichen Güter; das war eine Meinungsverschiedenheit, die später verhängnisvoll geworden ist. Siehe Quellenstück über den Majestätsbrief in der Teubnerschen Quellensammlung. I 10 b, S. 16—18. Der Kaiser empfand alle diese Vorgänge als schwere Demütigungen, und er sah Matthias als ihren Urheber und daher seinen ärgsten Feind an. In seinem Haß gegen diesen faßte er nun den Plan, ihn von der Nachfolge auszuschließen und den Erzherzog Leopold, Bischof von Passau und Straßburg, an seine Stelle zu setzen. Dieser drang mit des Kaisers Einverständnis in Böhmen ein, wo er die Kleinseite von Prag eroberte. Nun riefen die Böhmen Matthias herbei, der „die Passauer" vertrieb und nun von den Böhmen zum König ausgerufen wurde. Rudolf, der gegen ihn wehrlos war, mußte ihn als solchen anerkennen. Noch zu Rudolfs Lebzeiten (1611) beriefen die Kurfürsten wider seinen Willen einen Wahlreichstag auf das Jahr 1612, auf dem dann auch Matthias zum Kaiser gewählt wurde. Rudolf starb am 20. Januar 1612. Matthias (1612—1619) hat zunächst zwischen Union und Liga zu vermitteln gesucht, doch die Gegensätze verschärften sich immer mehr; und als nun die Union Verbindungen mit dem protestantischen Auslande anknüpfte — Friedrich V. von der Pfalz heiratete Elisabeth, die Tochter-König Jakobs I. von England, und Johann Kasimir von Pfalz-Zwei-brücken Katharina, die Schwester Gustav Adolfs von Schweden — da trat der Kaiser der Liga bei, um in ihr eine Stühe gegen die immer mächtiger werdende Union zu haben. Matthias war kinderlos, daher mußte bei seinen Lebzeiten schon die Nachfolge in den Erblanden geregelt werden. Auch Philipp Iii. von Spanien, dessen Mutter Anna eine Tochter Maximilians Ii. war, machte Ansprüche, verzichtete aber, da sich die Erzherzöge für Ferdinand von Steiermark entschieden. Auch in Böhmen und Ungarn wurde Ferdinand als Nachfolger anerkannt. Seine Wahl zum Kaiser erfolgte 1619, nach Matthias Tode. Als so die beiden religiösen Parteien, in Union und Liga vereint, sich drohend gegenüberstanden, schien ein zwischen zwei protestantischen Fürstenhäusern ausgebrochener Erbschaftsstreit den Funken in das Pulverfaß schleudern zu sollen. Es war der Jülich-Klevische Erbfolge-st r e it.
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