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1. Das Altertum - S. 200

1891 - Münster i.W. : Schöningh
200 Altertum. (jetzt auf dem Platz des Lateran) hinzufügte. Non außen zogen sich um den ganzen Cirkus fortlaufende Arkaden mit Eingängen und Treppen vermittelst deren viele Tausende leicht und ohne Gedränge hinaus und hinein gelangen konnten. — Die Schauspiele des Cirkus hatten, wie alle übrigen, im Laufe der Jahrhunderte an Dauer, Mannigfaltigkeit und Pracht der Ausstattung ungemein zugenommen. Die hauptsächlichsten waren zu allen Zeiten die Wagenrennen. Das Interesse für dieses Schauspiel, das in einer so beispiellosen Weise die Neigungen und Leidenschaften der Masse absorbierte, beruhte zunächst nicht, wie bei den heiligen Spielen der Griechen, auf der Teilnahme für die Personen der Wettsahrenden, noch,- wie bei modernen Wettrennen, auf dem Juteresse an den rennenden Pferden, sondern ganz vorzugsweise aus der Parteinahme für die sogenannten Faktionen, welchen Pferde und Lenker angehörten. Da nämlich die Festgeber nur ausnahmsweise die Cirkusspiele mit eigenen Leuten und Pferden bestreiten konnten, übernahmen Gesellschaften von Kapitalisten und Besitzer großer Sklavenfamilien und Gestüte die Lieferung und Ausrüstung. Wie in der Regel vier Wagen um die Wette raunten, so gab es auch vier solche Gesellschaften, die zu jedem Rennen je einen Wagen stellten, und seit Wagen und Lenker Farben als Abzeichen trugen, je eine dieser Farben zu der ihrigen machten. So unterschied man die Faktionen oder Parteien der Weißen, Roten, Grünen und Blauen. Die Grünen und Blauen hatten schon seit Anfang der Kaiserzeit die kiben älteren Parteien in den Hintergrund) gebrängt; zuletzt öerbanben biefe sich mit jenen (und zwar die weiße mit bcr grünen, die rote mit der blauen), ohne daß sie ganz zu existieren aufhörten. Die Parteiung, die sich in der Bevölkerung von Nom und später auch von Konstantinopel für die Farben der Cirkusfaktionen bildete, ist eine der bedeutsamsten und merkwürdigsten Erscheinungen der Kaiserzeit. Sie spaltete die ungeheure Mehrzahl des Volkes von den Beherrschern der Welt bis zum Proletarier und Sklaven in vier und später in zwei Parteien. Nichts anbercs ist so bezeichnend, für die Unnatürlichkeit der politischen Zustänbe, als biefe Konzentration des allgemeinen Interesses aus biesen Gegenstanb, und nichts zeigt so bentlieh die wachsende geistige und sittliche Verwilderung Roms. Für Pferde und Wagenlenker konnte eine verhältnismäßig nur geringe Zahl von Sachverständigen und Anhängern sich interessieren, für die Farben jedermann. Pferde und Wagenlenker wechselten, die Farben waren permanent. Während eines halben Jahrtausends pflanzte sich das Feldgeschrei der Farben von Geschlecht zu Geschlecht fort, und zwar in einer mehr und mehr verwildernden Bevölkerung, und wenn schon bei allen Schauspielen Excesse und Tumulte gewöhnlich waren, so war vorzugsweise der Cirkus der Schauplatz wilber, selbst blutiger Scenen.
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