Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Altertum - S. 204

1891 - Münster i.W. : Schöningh
204 Altertum. war; manche gaben auch ihren Mitbewerbern eine Strecke voraus und trugen deuuoch den Sieg davon. Oft stürzten die Lenker und wurden von den Pferden geschleift; doch die Hauptschwierigkeit und Gefahr lag in der siebenmaligen Wendung um das hintere Ziel. Durch das Bemühen, hier die kürzeste Wendung zu machen, wurden die Wagen oft aneinander und an das Ziel geschleudert, die folgenden stürzten darüber, die Wagenlenker schlugen aus einander los, und Menschen, Tiere und Trümmer waren in einem wüsten blutigen Knäuel geballt. Das größere Schauspiel aber waren die Zuschauer selbst. Die in bedeutender Weite sich hinziehenden, hoch über einander aufsteigenden Sitzreihen waren vou einem wogenden Menschenmeere überflutet, und diese Hunderttaufende erfüllte eine Leidenschaft, die in der That an Raserei grenzte. Je mehr das Rennen sich seinem Ende näherte, desto mehr steigerten sich Spannung, Angst, Wut, Jubel und Ausgelassenheit. Mit den Angen unablässig die Wagen verfolgend, klatschten und schrieen sie aus allen Kräften, sprangen von den Sitzen auf, bogen sich vor, schwenkten Tücher und Gewänder, trieben die Pferde ihrer Partei mit Zurufen an, streckten die Arme aus, als wenn sie in die Bahn reichen könnten, knirschten mit den Zähnen, drohten mit Mienen und Gebärden, zankten, schimpften, frohlockten und triumphierten. Endlich kam der erste Wagen am Ziele an, und das donnernde Jnbelgefchrei der Gewinnenden, in das Flüche und Verwünschungen der Verlierenden sich mischten, hallte weit über das verlassene Rom hin, verkündete denen, die in ihren Wohnungen geblieben waren, das Ende des Wettkampfes und traf noch das Ohr des Reifenden, der die Stadt schon weit hinter sich gelassen hatte. Obgleich das Rennen sehr gewöhnlich mit geringen Pansen (namentlich um die Mittagszeit) vom frühen Morgen bis zum Abend dauerte, harrte das Volk doch trotz Sounen-glut und Regenschauern unablässig aus und ward nicht müde, das über alles geliebte Schauspiel mit derselben leidenschaftlichen Aufmerksamkeit zu verfolgen. Ii. Das Amphitheater. Während in den Spielen des Cirkus das Volk durch das Partei-iutereffe in so hohem Grade beteiligt war, daß es beinah mithandelte, und deshalb hier ein verhältnismäßig geringer Aufwand von Mitteln hinreichte, um es in unablässiger Spannung zu erhalten, war es bei den übrigen Schauspielen, wo es müßig zusah, um so schwerer zu beschäftigen und zu befriedigen. Die ungeheuersten Anstrengungen wurden zu diesem Zwecke im Amphitheater gemacht, wo neben Schauspielen der aufregendsten Art eine wahre Feenpracht der Ausstattung, eine Aufeinanderfolge stets wechselnder Überraschungen und der ganze Reiz „des Unzähligen, Seltsamen und Ungeheuren" immer von neuem aufgeboten ward, um die Erwartungen
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer