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1. Das Mittelalter - S. 132

1891 - Münster i. W. : Schöningh
132 Mittelalter. zahlen, und auch Sachsen hatte ähnliche Belastung zu fürchten. So wuchs die Mißstimmung, stieg die Verbitterung, organisierte sich der Widerstand, und angesichts dessen entbrannte der junge König immer heftiger im Zorn gegen die verhaßten Sachsen, denen er vorzugsweise die Demütigung schuld gab, die er in Tribnr erfahren, als er den Erzbischof Adalbert vom Hofe entfernen und sich eine Art Vormundschaft hatte gefallen lassen müssen. Immer leidenschaftlicher strebte er nach Niederwerfung der im Centrum des Widerstandes stehenden Billnnger und gewöhnte sich immer mehr an die Vorstellung, daß ohne Züchtigung Sachsens Recht und Würde seines Königtums überhaupt nicht bestehen könnten. Die Despotennatur in Heinrich war geweckt. So erneute der König 1073 die Schenkung des thüringischen Zehnten an Mainz, indem er gleichzeitig die gegen diese Verfügung Appellierenden mit Todesstrafe bedrohte. Man scheint sich dem harten Gebote zunächst gefügt zu haben: so stark war damals also Heinrichs Macht, so nahe der König seinem Ziele, der Weg schien offen vor ihm zu liegen zu einer radikalen Umgestaltung der bisher bestehenden Ordnung, und die Reichsverfassung, wie sie sich aus dem Widerstreit zwischen Monarchie und aristokratischer Föderation entwickelt hatte, war in seine Hand gegeben. Wie wollten geistliches und weltliches Fürstentum sich dem Zwange entziehen, den das erstarkte salische Erbkönigtum im Bunde mit dem diensteifrigen Ministe-rmlentum ausübte? In Sachsen aber handelte es sich um die Freiheit von Adel und Fürsten nicht allein; auch der gemeine Mann, der dort noch im Besitz der alten Freiheit gebliebene Bauer, sah sich schwer bedroht, er wartete nur auf einen Führer, um sich offen zu erheben. Heinrich glaubte in dieser Richtung vorgesorgt zu haben, indem er nach dem Tode des Herzogs Orduls dessen Sohn Magnus in Haft behielt, ja denselben nur unter der Bedingung freilassen zu können erklärte, daß er auf das Herzogtum verzichte. Auch hatte er die Hauptburg der Billnnger, Lüneburgs in seine Gewalt gebracht. Zudem schien Otto von Nordheim durch Entlassung aus der Hast gewonnen und von der Sache seiner Landsleute getrennt. Doch hatte der Vielgewandte damit offenbar eine Maske angenommen, um den König in Sicherheit einzuwiegen und dann um so gewisser zu verderben. Denn in dem Augenblick, wo der im geheimen planmäßig vorbereitete Aufstand ausbrach, erschien er in der Mitte der gährenden Menge, um als anerkanntes Haupt den Ansturm gegen die Machtstellung des salischen Hauses zu leiten. Dies geschah im Sommer 1073. Heinrich Iv. hatte den sächsischen Heerbann gegen Polen aufgehoben; Adel und Bauernschaft Sachsens fürchteten darin eine Falle: indem er so die waffenfähige Mannschaft aus dem Lande entfernte, wollte der Despot, so meinte man, sich
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