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1. Neuere Zeit - S. 27

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Janssen: Die Niederwerfung des Bauernaufstandes in Franken und Schwaben. 27 Bauern dem Bunde zur Bestrafung zu überlassen. Junker Stephan von Meinzingen, einer der „Hauptursächer" der Empörung, der sein Heil in der Flucht versuchen wollte, wurde vou den Stadtknechten ergriffen und in den Turm geschleppt. „Helft, ihr Bürger", schrie er, „helft, ihr christlichen Brüder!" Aber aus dem Volke ries man ihm zu: „Lieber, die Bruderschaft hat ein End." Die Bemühungen des Markgrasen Kasimir, den Junker, mit dem er in vertrautem Verkehr gestanden, wieder in Freiheit zu setzen, waren vergeblich. Am 28. Juni hielt der Markgraf mit 2000 Mann seinen Einzug in die Stadt und ließ vom Rate ein Verzeichnis der Häupter des Aufruhrs anfertigen. Art der Spitze dieses Verzeichnisses standen die Prädikanten Deuschlin, der blinde Mönch und Karlstadt, daun folgten Menzinger und Ehrensried Kumpf, letzterer, weil er Karlstadt unterstützt, das Schultheißenamt in Würzburg augenommen und für die Zerstörung dreier Schlösser gewirkt habe. Am Schluß wurden 63 Bürger aus gezählt, welche gegen „Kaiser, Fürsten und Herren, den Rat und alle Obrigkeit übelgeredet und öffentlich bedroht, die Bauern in die Stadt zu lassen, den Ratsherren, erfahren und anderen habhaften Bürgern durch die Häuser zu laufen und mit ihnen zu teilen." Viele Bürger, unter diesen Ehrenfried Kumpf, waren zeitig entflohen; auch Karlstadt hatte sich gerettet. Am 30. Juli wurden, nachdem der Rat und Gemeine den neuen Pslichtbrief beschworen, zehn Bürger auf offenem Markte enthauptet. Als Markgraf Kasimir nochmals versuchte, den Junker Meuziuger, auch die Prädikanten Deuschlin und den blinden Mönch von der Strafe zu erledigen, erklärte ihm der Rat, „er könne in des Fürsten Begehren nicht willigen, denn wenn dieser den Junker und die Prediger ungestraft lasse, fo hätte er den Zehnen, die gestern gerichtet wären, höchst unrecht gethan: denn diese Drei seien eben die rechten Anfänger und Häupter der Empörung." Kasimir mußte seine Schützlinge opfern: ihre Häupter sielen am folgenden Tage, und mit ihnen wurden noch vier Bürger und zwei Bauernhauptleute enthauptet. Auch später noch vollzog der Rat blutige Strafen. Ein Prädikant aus der Umgegend, der den Bauern zugesichert, „er könne einen Nebel machen, um dreihundert Mann heimlich in die Stadt zu bringen", wurde an den Pranger gestellt, gebrandmarkt und mit Ruten gepeitscht. Mehreren Verurteilten stach man die Augen aus oder hieb ihnen die Finger ab. Das Haus des Tuchscherers Kilian Etschlich, bei dem die Versammlungen der Aufrührer stattgefunden, wurde niedergerissen, und die öde Stätte mit Salz bestreut. Über hundert Jahre lang blieb „die verfluchte Hofstätte" vom Volke gefürchtet. Ehrenfried Kumpf erlangte die Auslieferung seines Vermögens mit Abzug eines Strafgeldes von vierhundert Gulden, aber er wurde nicht wieder in Rotenburg eingelassen und starb im Wahnsinn. Das Elend wurde allgemein. Edelleute, die mit ihren
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