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1. Bd. 1 - S. XIV

1883 - Leipzig : Engelmann
Xiv Vorrcde. zu Ende sorgfältig studirt und in zusammenhängende Auszüge gebracht. Diese Sammlungen, von denen ich mich nie trennte, waren mir in der Folge bei meinen universalhistorischen Arbeiten von manchem Nutzen. Im Jahre 1832 lös'te ich die akademische Preisfrage durch die lateinische Schrift: De Gytheo et rebus navalibus Lacedaemoniorum, eine Arbeit, die nach dem Urtheile der Facultät „von den genauen und umfassenden Studien des Autors das glänzendste Zeugniß ablegte". Als ich bald nachher mein Doctor-Exameu machte, um bei meiner bevorstehenden Reise nach dem Auslande mit größerer Sicherheit auftreten zu können, ließ ich die gekrönte Schrift als Dissertation im Druck erscheinen, und es ist mir die Genugthuung geworden, daß noch bis in die neueste Zeit die gelehrte Alterthumsforschung davon Notiz genommen hat. Im folgenden Jahre 1833 verließ ich Heidelberg, um mich mit meinen Zöglingen nach Genf zu begeben, wo die Familie auf längere Zeit ihren Aufenthalt zu nehmen gedachte. Wir durchwanderten zu Fuß die Thäler des Schwarzwaldes, besuchten die meisten Städte der deutschen Schweiz und verweilten einige Tage im Berner Oberlande und an den lieblichen Seen. Die Eindrücke, die das herrliche Alpenland mit seinen Gletschern, seinen Wasserfällen und seinen rauschenden Bergströmen auf mein Gemüth machte, hafteten mit unauslöschlicher Frische in meiner Seele. Ich habe seitdem noch viele Male das helvetische Bergland besucht, aber auf keiner der späteren Reisen lag, wie auf jener ersten, der Schmelz idealer Verklärung. Nach einer vierwöchigen Wanderung erreichten wir Genf, wo wir nun ein ganzes Jahr verlebten. Auch dieser Aufenthalt hat mein geistiges Leben mit schönen Eindrücken und Erfahrungen bereichert. Nicht nur, daß mein lebendiger Natursinn sich weiden konnte an dem Anblick des herrlichen Sees, an dessen Ufern das anmnthige Wohnhaus lag, und an der reizenden Umgegend mit den zahlreichen Landhäusern und dem schimmernden Montblanc im Hintergrund: die berühmte Stadt mit ihrer alten Bildung, mit ihrer ehrsamen, wohlhabenden Bürgerschaft, mit ihren stolzen Erinnerungen an die große Reformationszeit war ganz geeignet, mich aus der idealen Welt des Alterthums in das geschichtliche Leben der Neuzeit würdig hinüberzuführen. Dort sammelte ich das Material zu der Schrift: „Der Calvinismus im Verhältniß zum Staat", und suchte durch eifriges Studium in den Geist des tiefbewegten sechszehnten Jahrhunderts einzudringen. Zugleich beschäftigte ich mich gründlich mit den Schriften des Genfer Naturschwärmers I. I. Rousseau, für den ich stets ein besonderes Interesse empfunden habe, und dem dieselbe Vaterstadt, die ihn früher verstoßen und verläuguet hatte, gerade damals ein Denkmal auf der freundlichen Rhoneinsel setzte. Auch mit dem Geschichtschreiber Sismondi, der in der Nähe von Genf ein Landhaus bewohnte, wurde ich bekannt. Schlosser hatte mir einen Empfehlungsbrief an denselben mitgegeben. Aber die Naturen und Interessen waren zu verschieden, als daß ein näheres, innigeres Verhältniß sich hätte bilden können. Die Romantik und ihre Träger und Bekenner haben mich nicht mehr zu begeistern vermocht. Ich hatte in meiner eigenen Jugend zu tief von ihrem berauschenden Tranke gekostet, als daß ich nicht ihre Richtung und ihre Bestrebungen als krankhafte Erscheinungen hätte meiden sollen. In einer Zeit, deren ganzes Trachten auf die Befreiung von den Banden des Mittelalters, auf
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