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1. Bd. 1 - S. XVI

1883 - Leipzig : Engelmann
Xvi Vorrede. Mitte der öden Campagna mächtig emporragt. Es herrschte damals ein geistig bewegtes Leben in Rom. Das Caf6 greco in der Via Condotti war der Sammelplatz der Künstler und Fremden, die dort in allen Zungen ihre Erlebnisse mittheilten, ihre Erfahrungen und Ideen austauschten. Ich machte die Bekanntschaft mehrerer namhaften Künstler, wie Thorwalbsen, Martin Wagner, Reinhard u. A. Die „Beschreibung Roms", die damals von Bunsen, Gerhard, Kestner u. A. unternommen ward, führte die Tiberstadt mit ihren Denkmälern, Kirchen, Kunstschätzen, mit ihren heidnischen und christlichen Merkwürdigkeiten dem deutschen Besucher näher und spornte den Forschungstrieb und Beobachtungssinn. Alle diese reichen Bildungsmittel machte ich mir zu Nutze; ich durchstreifte Rom und die Umgebungen nach allen Richtungen, um von allen Oertlichkeiten und geschichtlich merkwürdigen Stätten eine richtige und klare Anschauung zu gewinnen; ich studirte die Kunstgeschichte aller Zeiten an den herrlichen Werken, welche der Latican, das Capitol, die Kirchen und die mächtigen Paläste in so großer Fülle darbieten, dabei las ich eifrig die klassischen Schriften der italienischen Literatur, einen Dante, Tasso, Ariosto, einen Machiavelli, Davila, Guicciardini. Nachdem ich noch Neapel und seine Umgebungen besucht, den Vesuv bestiegen, in Herculanum und Pompeji die Alte Wett in ihren wunderbaren Ueber-resten, in ihrem großartigen kunstgeschmückten Stillleben geschaut, begab ich mich im Frühjahre 1835 immer noch in Begleitung meiner Zöglinge und ihrer Eltern über Pisa, Genua und Turin nach Paris, wo die angefangene Schrift über den Calvinismus vollendet wurde, die dann im nächsten Jahr 1836 bei Mohr in Heidelberg im Druck erschien. Hatte ich mein Schriftchen über Gytheum meinen beiden ersten Lehrern, Hermann und Feuerbach. geweiht, so widmete ich dieses geschichtliche Werk dem Manne, der mir in dieser Bahn vorzugsweise Führer und Rather war, Chr. Fr. Schlosser. In Paris eröffnete sich für mich eine neue Periode geschichtlicher Studien. Wie ich in Rom und in den Städten Italiens über die Alte Welt, über die Entwickelung des städtischen Bürgerthums und der kirchlichen Hierarchie neue Ideen und Anschauungen in mich aufgenommen, wie in Gens die Reformationszeit mit ihren geistigen Kämpfen und freimachenden Principien meinem Verständnisse näher getreten war, so führte mich das großartige politische Leben, das in der französischen Hauptstadt dem Fremden auf jedem Schritte entgegentritt, in bte neue Geschichte ein und brachte mir die großen Fragen der Gegenwart vor bte Seele. Die gewaltige Zeit der Revolution und ihre Ursachen und Folgen verstehen zu lernen, war mein wichtigstes Anliegen währenb meines zehnmonatlichen Aufenthaltes in Paris. Zu dem Zweck suchte ich mir zuerst das geistige Leben Frankreichs unter Ludwig Xiv. klar zu machen, um bte geschichtliche Entwickelung des achtzehnten Jahrhunberts in den Keimen und Wurzeln zu ergrünben, verfolgte dann btesen geistigen Proceß an den Werken Voltaire's, Rousseau's, Montesquieu s und Anberer und bemühte mich enbltch, an der Hand von Thiers, Mignet und den Memoirenschriftstellern der Zeit eine tiefere Einsicht in bte Erscheinungen und in den Gang der Revolution zu gewinnen. Nur wer in dieser gährenden Weltstabt einige Zeit gelebt und das französische Volk bis in bte unteren Schichten kennen gelernt hat, wirb biefe welterschütternbe Bewegung verstehen, wirb den Schlüssel stnben für manche Erscheinungen, bte dem ferner stehenben Beobachter
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