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1. Bd. 1 - S. 38

1883 - Leipzig : Engelmann
38 Geschichte der alten Welt. §. 22. neueren Berichten, „überragen an Kunstsinn, Vollendung der Zeichnung und Ausarbeitung alle anderen Denkmale dieser Art weit. Grotten, Tempel und Wohnungen sind eingehauen in einen felsigen Bergkranz, der sich in Halbmondgestalt über eine Stunde wett ausbreitet , und enthalten mit den Verzierungen und Sculpturen, die sie überdeckten, eine so endlose Fülle künstlicher und schwieriger Arbeit, daß sie nur in einer unübersehbaren Zeit von vielen tausend Händen, mit einem alle unsere Vorstellungen übersteigenden Maße von Ausdauer und Geduld haben vollendet werden können." Künstlerischen Werth haben jedoch weder diese Bauwerke, noch die Sculpturen der Inder. „Die Formen ihrer Architektur sind schwer, schwülstig, überladen und dabei ganz unbestimmt; es herrscht weder die geradlinige, noch die runde, weder die kuppelförmige, noch die rechtwinkelige Form vor, sondern fast überall ist ein bunter Wechsel anzutreffen;, und was die Bildwerke angeht, so gibt sich in ihren Darstellungen eine große Weichheit kund, die sich in schwellender Fülle der Körperformen gefällt; diese weichliche Behandlung der fleischigen Theile ohne deutliche Bezeichnung des Knochenbaues und der Muskeln macht, besonders im Verhältniß zu der gewaltigen Größe der Körper, den Eindruck von Schlaffheit und machtloser Sinnlichkeit." §. 22. Indiens späteres Culturleben. Als durch Alexanders des Großen Feldzug Indien der vorderasiatischen und griechischen Culturwelt näher rückte, war das indische Leben bereits zu seinem Abschluß gekommen, die schöpferische Thätigkeit erloschen. Der speculative und grübelnde Geist hatte eine Fülle von Systemen geschaffen und ins Leben eingeführt; nun ruhte er ermüdet aus und überließ den Nachkommen die wunderbaren Gebilde als feste Formen für das innere und äußere Dasein. Zwar erfuhren die religiösen Anschauungen im Laufe der Jahre noch manche Aenderungen; zwar wurden unter dem Einfluß des griechischen Geistes Wissenschaften und Künste bedeutend gefördert; zwar nahm Indien durch die Verbindung mit den Culturstaaten der alexandrinischen Zeit in Handel, Verkehr und Gewerbfleiß einen großartigen Aufschwung, aber die productive Kraft war erschöpft, die Grundformen des Lebens blieben unverändert bestehen. Es trat jene'stagnation, jener geistige Stillstand ein, der sich in allen orientalischen Reichen früher oder später kund gibt, der Fluch des Despotismus und Kastenzwanges. Was in der Literatur und Philosophie neu erzeugt ward, waren nur Ausführungen und Erweiterungen der alten Grundgedanken. Die Glaubens- und Cultusformen gingen immer weiter auseinander, die Sectenspal-tnngen mehrten sich in derselben Weise, wie die Kastensonderungen, und die Vielgötterei stieg auf eine solche Höhe bunter Mannichfaltigkeit, daß die ursprüngliche Einheit der Brahmawelt ganz verloren ging. Dieser Zeiten der Secten-spaltungen gehören die Puränas an, theologische und philosophische Belehrungen, rituelle und ascetische Vorschriften und Legenden, die in ihrer jetzigen Gestalt kaum über das 11. oder 12. Jahrhundert unserer Zeitrechnung hinausreichen, aber wohl aus älteren Schriften entlehnt worden sind. Dagegen wurden einzelne Wissenschaften eifrig gepflegt und gefördert. Die Grammatik erlangte frühzeitig eine hohe Ausbildung und wurde Hauptgegenstand des brah-manischen Unterrichts; die Astronomie kam unter dem Einfluß der Chaldäer und Griechen, die wahrscheinlich die Kenntniß des Thierkreises nach Indien brachten, zu großer Blüthe; die Heilkunde wurde Gegenstand eifriger Studien; die Algebra und das dekadische Zahlensystem haben in Indien ihre Heimath, von dort aus gelangten sie durch die Araber nach Europa. Für das geschichtliche Leben hatten die Brahmanen wenig Sinn, doch sind die Annalen der Buddhisten nicht ohne Werth. Auch in derpoesie haben
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