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1. Bd. 1 - S. 46

1883 - Leipzig : Engelmann
46 Geschichte der alten Welt. §. 27. Säulen, Denkmälern, Pyramiden, Sphinxen und Sculpturen aller Art, die im Thale von Sennaar, im jetzigen Distritte Sch endi u. a. O. in Menge gefunden werden, Zeugniß von der einstigen Macht und Herrlichkeit eines äthiopischen Staates, dessen Hauptstadt Meroe ein Mittelpunkt und Stapelplatz des Handels zwischen Nordafrika, Arabien, Babylonien und Indien gewesen sein mag. Aehnlich eingerichtete Priesterstaaten bestanden auch in anderen Gegenden des ägyptischen Landes und galten lange sür Kolonien von Meroe, so namentlich der Tempelstaat Ammonium (Ammonia) mit dem weltberühmten Orakel des Zeus Ammon (Antun) auf einer mit Palmen-, Oliven- und Dattelwäldern prangenden Oasen-Jnsel der libyschen Wüste, und die Priestercolonie am Berge Barkal, östlich vom Nil, mit den bei dem Dorfe Merawe befindlichen Pyramiden. In allen diesen Staaten, heißt es, stand ein der Priesterkaste verantwortlicher Priester!önig (Pharao) als Stellvertreter des Sonnengottes an der Spitze des nach Kasten gesonderten Gemeinwesens (Hierokratie). Diese Ansicht der historischen Sage, daß Meroe der Ursitz der ägyptischen Cultur gewesen und daß selbst Theben, die hochgeehrte Metropole der oberen Nil* bewohner, von Süden her ihre Bildung und Einrichtungen empfangen, ist durch ueuere Forschungen als eine irrthümliche erfunden worden; sie hatte wohl ihren Grund in dem Hange der Menschen, den Ursprung und die Heimath aller hohen Güter, geistiger wie materieller Art, in geheimnißvolle Ferne zu rücken. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß die Cultur vom unteren Lande allmählich nach dem oberen gedrungen sei. Das ägyptische Wesen ist zu sehr von der Natur des Landes und Flusses bedingt, als daß man dessen Keime anderswo als im Nilthale selbst suchen dürfte. Meroe war ohne Zweifel eine Co-lonie von Theben. Selbst die vermittelnde Meinung, daß der alte Tempelstaat Theben von Meroe aus die Anfänge seines Culturlebens erhalten, dann aber den Mutter-staat überholt und seine höhere Bildung wieder nach Aethiopien getragen haben könne, ist unhaltbar. §. 27. Eintheilnng von Aegypten. Schon in sehr früher Zeit war das Nilland in Ober-und Unterägypten geschieden und das Nordland als das Land des Set oder Sntech, das Südland als das Land des Horus bezeichnet worden. Jede dieser Abtheilungen zerfiel wieder in 22 Districte oder Nomen. Als einer dieser Districte wird Nubien angesehen und dazu selbst Napata und Meroe gerechnet. Im Südlande, das bis in die Nähe von Memphis reichte, befinden sich die merkwürdigen und großartigen N u i u e n v o n Theben auf beiden Ufern des Stromes, darunter der Tempelpalast von Karnak mit seinen riesenmäßigen Säulenmassen, Kolossen und Statuentrümmern von farbigem Sandstein. von schönem Marmor, von rothem und dunkelschwarzem Granit. Zu diesen: führt von der Ruinengruppe von Luxor (dem zweiten großen Pharaonenpalast), den ganzen 6000 Fuß betragenden Weg hindurch, eine Allee von je zehn Fuß auseinander liegenden Sphinxkolossen, „die großartigste Verbindungsstraße, die Menschen je angelegt." Zu deu Merkwürdigkeiten Ober-Aegyptens gehören ferner: die colossale Memnonssäule, eine Statue des alten Königs Amenophis, die früher bei Sonnenaufgang harmonische Töne von sich gegeben haben soll; die in schauerlicher Oede in kahle Felsenwände gehauenen vierzig Königsgräber mit ihren riesigen Gewölben und Hallen; die unterirdische Todten-stadt (Katakomben) mit ihren Grabkammern, ihren labyrinthischen Gängen und ihren Schätzen an altertümlichen Gerätschaften, Zierrathen, Schmuckwerk, Mumien, Papyrusrollen u. dgl. In dem Thale der „Königsgräber", wo eine gigantische Natur ihr Schöpfungswerk im wilden Spiel der Elemente betrieben hat, erstirbt Alles und Tod ist das Losungswort in dieser stillen Region. Einen düsterern Platz als diesen konnten nimmer die Könige zu einer ewigen Ruhestätte sich ausersehen, hier scheint es wirklich, als ob die Thore der Unterwelt sich öffneten. — Stromabwärts in der Nähe der alten Hauptstadt Memphis begegnet man den Trümmern des Labyrinths, eines aus zahlreichen ineinander laufenden Jrrgängen bestehenden Bauwerks, den Gruppen von Pyramiden, unter denen die vom König Cheops erbaute bei dem Dorfe Ghize durch ihre riefenhafte Masse und Höhe (über 450 pariser Fuß) besonders Bewunderung erregt, und dem See Möris, der zur Regelung der Nilüberschwemmungen gedient zu haben scheint. — Unterhalb Memphis verzweigt sich der Nil in verschiedene Arme und Mündungen, von welchen im Alterthum sieben
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