Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 1 - S. 87

1883 - Leipzig : Engelmann
H 45 Morgenländische Völker. 87 lodernde Feuer, der irdische Abglanz der himmlischen Lichtkraft, in dessen aufsteigender Flamme der Zug der Menschenseele zu der ewigen Lichtquelle symbolisch angedeutet lst, wurden von den Hirtenvölkern Ostirans wie von den Ariern am Indus als göttliche Wesen verehrt, die verdorrenden Winde, die Schrecken der Wüste und der Wildmß, wo die Geister der Nad)t und Zerstörung hausen, als feindliche Dämonen gefürchtet. Wahrend aber unter dem lachenden Himmel Indiens, wo die Nawr sich nur von ihrer wohlthätigen Seite zeigte, der Begriff von einer göttlichen Weltseele von der alles Geschaffene seine Entstehung nahm, und einer wohlwollenden Vorsehung ausgebildet wurde, kam in Iran, wo sich in der Natur, im Klima die größten Gegensätze kund gaben, der jeder Naturreligion zu Grunde liegende Glaube an gute und böse Geister, an wohlthätige Lichtmächte und an feindliche Gewalten der Finsterniß zur Entwickelung, ein Dualismus, der mit der Zeit aus dem natursymbolischen Gegensatze in das ethische Gebiet überging. Aber wie bei den indischen Ariern der Indra im Volksglauben stets die erste Stelle behauptete, so bei den Jramern der Sonnengott M i t h r a s. — Dieser Naturdienst wurde frühe von einem alten Weisen und Religionsstifter Z o r o a st e r (Z a r a t h u st r a) in ein System gebracht und die einzelnen Lehren und Vorschriften in einem heiligen Buche, A v e st a genannt, nieder» qeteqt. Ausgehend von der Wahrnehmung, daß in der Natur wie in der Menschenseele Gutes und Böses vorhanden sei, und gestützt auf die alte dualistische Anschauung des Volkes, schied er das Weltall und alles Geschaffene in zwei Reiche, in die reine Lichtwelt, welche der Götterfürst Ormnzd «Ahuramasda» beherrscht und der alles Gute, Reine und Heilige angehört, und in die Welt der Finsterniß, welche der „Arggesinnte" Ahriman (Aramanjus) lenkt und der alles Verderbliche, Lasterhafte und Unheiüge mwohnt. Jeder der höchsten Götter hat Heerfchaaren ähnlicher, nach Rangstufen getheilter Geister unter sich, Ormnzd die sieben Amschaspands nebst den F er Vers (Fravaschi) und Jzeds (Jazata) und Ahriman die D e w s (Daevas und Drndscha), ebenfalls in Klassen und Ordnungen geschaart. Beide Grundprincipien waren von Anbeginn an vorhanden; aber Ormuzd war der mächtigere, er erschuf die Welt ungestört von dem feindlichen Widersacher durch das heilige Schöpferwort (Honover),ein Lichtreich, worin nur Gutes und Reines sich befand ; als er sich aber in seinen himmlischen Wohnsitz zurückgezogen, durchdrang Ahriman in Schlangengestalt die geschaffene Welt und füllte sie mit feindlichen Geistern, mit unreinen und schädlichen Thieren, mit Lastern und Sünden. War Ormuzd der Schöpfer des Lichtes, des Tages und des Lebens, so ward Ahriman der Urheber der Finsterniß, der Nacht und des Todes; schuf Ormuzd dm Stier, den Hund und den Hahn, so erzeugte Ahriman die Raub-thiere, die Schlangen, die schädlichen Jnsecten; wenn Ormuzd durch seine Fervers die Menschen auf dem Pfade der Tugend und der Sittenreinheit zu halten sucht, so lauert Ahriman mit den Daevas die Gelegenheit ab, in unbewachten Stunden Wohnung zu nehmen in den Herzen der Menschen und sie auf den Weg des Lasters und der Unreinheit zu führen. So besteht ein ewiger Kampf, ein unaufhörliches Ringen zwischen den beiden Mächten um die Herrschaft über die Erde und das Menschengeschlecht. Aber am Ende der Tage siegt das gute Princip, das Lichtreich erfüllt die Welt und es tritt ein Zustand ewiger Glückseligkeit ein. Dann erhalten die Ormuzddiener, deren Seelen nach dem Tode bei der Prüfung auf der Brücke T s ch i n av at ohne Flecken befunden werden, einen verklärten, lichten Leib, der keinen Schatten wirft, und genießen am Throne der Lichtgottheit eines ewigen Glückes und himmlischer Herrlichkeit. Darum ist es Pflicht des Ormuzddieners, während seines Erdenwallens den bösen Geistern mit allen Kräften entgegen zu treten; er sucht sie zu versöhnen oder ihren Zorn zu brechen durch Opfer und Demüthigung; er bekämpft sie in der Natur durch Vernichtung der schädlichen Thiere und durch fleißigen Anbau nützlicher Früchte und Bäume und in der eigenen Brust durch Beobachtung des heiligen Gesetzes mit Feuerdienst und Gebet, mit frommen Worten und guten Handlungen, mit Sühnopfern von Stieren und Rossen, später sogar von Menschen. — Durch Beobachtung des „guten Gesetzes", in dem Ormuzd durch Zarathustra seinen Willen offenbart hat, ist der Mensch im Stande, allen Nachstellungen derdaeva's zu entgehen, die in Turan hausen, in dem rauhen Steppenlande gen Mitternacht, von wo aus die räuberischen Nomadenschwärme über das Lichtreich Iran hereinzubrechen pflegten. In dieser Anschauung lag für die Priester (Magier) eine lockende Gelegenheit, das hl. Luch Avesta mit einer Menge von Vorschriften und Satzungen zu füllen,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer