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1. Bd. 1 - S. 88

1883 - Leipzig : Engelmann
83 Geschichte der alten Welt. §. 46. die das Leben derjranier unter ein sklavisches Gesetzesjoch beugten. Wenn Zoroaster als sicherstes Schutzmittel gegen die Daevas Reinheit in Gedanken, Worten und Werken aufstellte, so gaben die Priester dem Begriffe der Reinheit eine äußerliche Bedeutung und erfanden eine Masse von Vorschriften, Ceremonien und Gebräuchen, durch welche die Reinheit bewahrt oder, falls man sie aus irgend einem Versehen eingebüßt, wieder hergestellt werden könnte. Durch diese Reinigungsvorschriften, Opfer, Gebete und liturgischen Gebräuche machten sie die Lichtreligion zu einem knechtischen Gesetzesdienst. Das heilige Buch Avcsta wurde nach einer Tradiüon von Alexander dem Großen verbrannt, mit Ausnahme der Schriften über Heilkunde und Astronomie, die derselbe ius Griechische habe übersetzen lassen; in der Folge aber seien die heiligen Bücher aus dem Gedächtniß wieder hergestellt worden. Eine andere glaubwürdigere Ueberlieferung meldet, die heiligen Schriften seien unter der Herrschaft der Sassaniden, im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, von Neuem gesammelt und dabei angemerkt worden, wie viel in jedem Buche von dem früher Vorhandenen verloren gegangen. Nach dieser Ueberlieferung hatte das Avesta ursprünglich ein und zwanzig Bücher, d. h. gerade so viel, als das heiligste Gebot der Verehrer Ahura» maöda's: „Wie der Herr verehrt werden muß", Worte enthält. Das erste Buch fei das der Lobpreisungen und Gebete gewesen, das zweite habe von den guten Werken gehandelt, das dritte oom heiligen Worte, das vierte von den Göttern, das fünfte von der Erde, vom Wasser, von den Säumen, von den Thieren u. f. w., das sechste vom Himmel und von den Sternen, das siebente von der Feier der großen Feste, das achte von den reinen und unreinen Thieren, das neunte von den Königen und Richtern und den Beschäftigungen der Stände, das zehnte von Tugend und Weisheit, das elfte vom trefflichen König Vistaypa (Hystaspes) und von der Annahme des Gesetzes, das zwölfte vom Säen und vom Ackerbau, von der Pflanzung der Bäume, von den Pflichten der Priester, das dreizehnte von der heiligen Wissenschaft, den Lehrern und den Schülern und von den Wundern, welche Zarathustra verrichtet. Das fünfzehnte Buch enthielt wiederum Lob-gesänge, das sechszehnte handelte von dem, was im Herzen des Menschen und in seinem Leibe ist, das siebzehnte von den Steinigungen, von den erlaubten und unerlaubten Handlungen, von den Erbschaften und von dem, was bei der Geburt der Kinder zu beobachten ist, das achtzehnte von Diebstahl und Betrug u. s. w. Von diesen ein und zwanzig Büchern in der Tradition der Perser ist uns nur das zwanzigste Buch, der Vendidad, erhalten, welches seine Rettung wohl vorzugsweise den in ihm auseinander gesetzten Reinignngsvorschriften verdankt, und das Ja-na, eine Sammlung von Anrufungen und Lobgefängen auf die Götter, welche vielleicht einst dem ersten und fünfzehnten Buche angehört haben und mehr oder weniger unabhängig von dem großen Kanon durch ihren liturgischen Gebrauch erhalten worden sind. In diesen von dem französischen Gelehrten Anquetil du Perron in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts aus Indien nach Europa gebrachten und übersetzten Bruchstücken der Zendschr if ten besitzen wir die wesentlichsten Bestandtheile eines aus uralten Satzungen und Traditionen hervorgegangenen, aber unter den Händen einer Mächtigen und Herrschsüchten Priesterschaft umgestalteten Gesetzbuches, das gleich dem indischen Gesetzbuche des Manu (§. 20. c) nicht nur das religiöse Leben und die Cultus-handlungen aufs. Genaueste regelte, sondern sich auch über das ganze irdische Dasein, über Staat und Familie verbreitete. §. 46. Meder. Fünf Jahrhunderte standen die Mcder unter der Herrschaft der Assyrier, bis sie als tapfere Männer das fremde Joch ab-736. schüttelten und ihr fruchtbares, zur Pferdezucht vorzüglich geeignetes Land in Unabhängigkeit bewohnten. Bald riß jedoch Unordnung und Gesetzlosigkeit bei ihnen ein und drohte sie aufs Neue in Abhängigkeit unter den mächtigen Nachbar zu bringen. Da wählten die Meder den Dejökes, der sich als gerechter und kluger Richter einen guten Namen gemacht, zu ihrem König. Dieser umgab sich sofort mit einer Wache von Lanzenträgern, baute sich in einer reizenden Berggegend eine neue Hauptstadt, Ekbatana, mit siebenfachen Ringmauern, wovon die innerste die Königs bürg und das Schatzhaus umgab, und gründete eine erbliche Militärdespotie mit Spähern, Angebern und Horchern und mit I
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