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1. Bd. 1 - S. 133

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 74. Die griechische Welt. 133 sollte, diente zum Wettlauf, derhippodromos zum Wagenrennen mit dem Viergespann, eine Mehrung der Spiele, die man später anf Pelops zurückführte. Elis wurde als heiliger Staat betrachtet, dessen Bewohner Priesterrechte hatten und von allem Ungemach des Kriegs verschont blieben (vgl. §. 53. 3). Während der Festspiele ruhten zur Kriegszeit die Waffen. Der Ursprung der olympischen Festspiele verliert sich ins graue Alterthum. Anfangs nur auf die Umgebung von Pisa am Alpheios beschränkt, wurde seit dem Vertrag des Lykurgos mit Jphitos von Elis die Opfer- und Festgemeinschaft auch auf die Lakedämonier ausgedehnt, bis im Laufe der Zeit alle griechischen Stämme und Staaten in dieselbe eintraten. Mit dem Siege des Koröbos776 v. Chr. begann die regelmäßige Aufzeichnung der Sieger, daher in der Folge, als man um das Jahr 300 v. Chr. die Zeit nach Olympiaden zu berechnen anfing, jenes Jahr als Anfangspunkt dieser Zeitrechnung gesetzt wurde. — Delphi bildete einen Priesterstaat ähnlich den orientalischen. Fünf gewählte Hauptpriester, aus alten edlen Geschlechtern entsprossen, leiteten den Cultus und «ine Anzahl Tempelbeamten die übrigen Geschäfte. Der Tempel besaß ein großes, durch Zins-bauern und Sklaven bebautes Gebiet; Weihgeschenke und Opfergaben brachten Reichthum, und der Zudrang orakelsuchender Fremden machte Delphi zum Mittelpunkt des Verkehrs und zu einem besuchten Markt. Kein Wunder, daß die Priester übermüthig und schwelgerisch wurden. Der große Tempel mit der Orakel st ätte stand in einem mit einer Mauer umgebenen Hofraume, innerhalb desselben um jenen herum mehrere kleine Tempel und die Schatzhäuser der einzelnen Staaten mit den Weihgeschenken und vielen Statuen. Im Innersten des Tempels prangte die goldene Bildsäule Apollons, hinter welcher in einer kleinen Vertiefung sich die Höhle oder der Erdschlund befand, aus dem eine aufregende, in einen Zustand von Begeisterung setzende kalte Gasart emporstieg. Das Institut des Orakel gebenden Apollon in Delphi, das durch seine Aussprüche und Rathschläge alle wichtigen Unternehmungen leitete, war die heilige Gottes-gewalt, die priesterliche Theokratie, welche in die Entwickelung des hellenischen Volkslebens mächtig eingriff. Sie bändigte die wilde Gewalt durch die Macht der Humanität, indem sie Menschenopfer, Faust- und Fehderecht, Blutrache und andere rohe Sitten hemmte, den Ackerbau und die milden Künste des Friedens förderte, Bürgerzwist schlichtete, Colonien leitete und das Band der Religion und Sittlichkeit um alle Handlungen des öffentlichen Lebens schlang. — Die delphische Amphiklyouie war nur eine umfassendere Art von Städte- oder Staatenbund, wie deren in Griechenland mehrere bestanden und gewöhnlich zwölf Städtegebiete umfaßten, so die ionische, achäische u. a. Oft hatte bei solchen Städtebündnissen ein mächtiges Glied die Vorherrschaft (Hegemonie) und war mit der Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten und mit der Führung der Kriege betraut; doch war dieses Verhältniß meistens ein gewalttätiges. Bei der delphischen Amphütyonie fanden jährlich zwei Versammlungen statt, im Frühling zu Delphi, im Herbste in den Thermopylen. Der wahre Zweck des Bundes ergibt sich aus dem Eide bei Aeschines: „keine der amphiktyonischen Städte je von Grund aus zu vertilgen; keiner jemals das Wasser abzuschneiden; und das Heiligthum des Delphischen Gottes, an welches der Bund sich knüpfte, aus allen Kräften zu beschützen", also ein„Gottessriedensbund", welcher notdürftigen Satzungen des allgemeinen Völkerrechts Obhut verlieh. Messen, Zusammenlauf des Volks und für die Frühlingsversammlung die pythischen Spiele belebten das nationale religiöse Fest. §. 74. Die ältesten Staatsforrnen in Griechenland. Anfangs regierten in allen griechischen Staaten Könige mit patriarchalischer Gewalt, die als oberste Richter das Recht fanden, die streitbare Mannschaft im Kriege anführten und im Namen des Volkes den Göttern Opfer darbrachten und Feste feierten. Ihre Macht, deren Ursprung sie von den Göttern herleiteten, hatte eine durch Recht und Sitte bestimmte Begrenzung. „Wie der Götterfürst Zeus selbst dem Rathe des Schicksals, so sind auch die Könige der Idee des Rechten Unterthan, die bei den Göttern wohnt, deren Kenntniß sich aber ihrer Verwandtschaft mit diesen zufolge auf sie vererbt hat." Obwohl das Königthum erblich war, galten doch gewisse Vorzüge, als persönliche Kraft, Weisheit, hohe und schöne Gestalt für nothwendige Eigenschaften der Fürsten, „der Trefflichsten im Volke". Ihr Einkommen bestand in Ehrengeschenken und im Ertrag eines ihnen zustehenden öffentlichen Grundstücks, ihre Macht in ihrem größern Werth und Ansehen und der ihnen gezollten Verehrung. Sie standen an der Spitze der edeln Geschlechter, die ihren Rath bildeten und gleich den Königen sowohl durch Geburt und
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