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1. Bd. 1 - S. 136

1883 - Leipzig : Engelmann
136 Geschichte der alten Welt. §. 76. als Seesoldaten und Ruderer. Die Heloten waren Sklaven des Gemeinwesens, nicht des einzelnen Bürgers, daher durfte sie der Gutsherr weder tödten, noch verkaufen ober freilassen. Nur der Regierung stand es zu, ihre Lage zu ändern und ihnen für geleistete Dienste bte Freiheit und staatsbürgerliche Rechte in beschränkter Ansbehnung zu gewähren. §. 76. 2. Lebensorbnnng. Damit der Dorier die Rechte, welche ihm seine Geburt verlieh, auch durch körperliche und geistige Vorzüge zu behaupten vermöge, nahm der Staat bte Erziehung der Jngenb ganz in bte Hand. Schwache, gebrechliche ober fehlerhaft gebilbete Kinder würden, wie berichtet wirb, gleich nach ihrer Geburt in einer Schlucht des Taygetos ausgesetzt, b. h. wohl unter bic Periöken verstoßen, gesunbe nach zurückgelegtem sechsten Jahre aus dem elterlichen Hause entfernt und in öffentlichen Anstalten erzogen. Diese mit strenger Zucht verbuubene Erziehung war neben dem Erlernen der Gesetze und kräftiger Sittensprüche besonbers auf körperliche Abhärtung und Erzeugung physischer Gesunbheit und Kraft gerichtet, daher bic der Leitung und Aufsicht von Erziehungswächtern unterstellten gymnastischen Uebungen in den Turnst n st alten (Palästrcn) und bte Waffenübungen unter freiem Himmel auf den rauhen Abhängen des Taygetos den wichtigsten Zweig derselben ausmachten. Doch wurde auch der Verstand gebildet, wie denn die List und Verschlagenheit der Spartaner und der treffenbe Witz ihrer Antworten nicht minber berühmt waren, als die fernhafte sinnvolle Kürze ihrer Rebe, bic man daher mit dem Worte lakonisch bezeichnete. Nur Gemüth und Phantasie fanben wenig Anregung, Wissenschaft und Rcbcfunft würden in Sparta Weber geschätzt, noch gepflegt ; eben so wenig die epische und bramatische Poesie, welche letztere sich nicht über den Kreis niebriger Volksbelustigung erhob. Die borische Kunst zeichnete sich nur durch Kraft und ernste Harmonie, nicht, wie die ionische, durch Schönheit und Grazie ans. Die lyrische Dichtung, verbunben mit Gesang, Musik und Chorreigen, die einzige sorgfältig geübte Kunstrichtung des spartanischen Volkes, trug den einfachen ernsten Charakter des Stammes und biente besonbers zur Erweckung und Belebung der Vaterlandsliebe, der Kampflust, des Nationalgefühls und zur Erzeugung einer harmonischen Seelenstimmung und männlichen Gesinnung. Sie beschränkte sich daher fast ausschließlich auf religiöse Lieber (Hymnen), auf Schlachtgesänge und auf Spruchgedichte (Gnomen). Der enge Anschluß der Knaben und Jünglinge an erfahrene und gereifte Männer galt als ein Hauptmittel der Erziehung zur Trefflichkeit. Die gegenseitige Liebe sollte verebelnb und bildend wirken; der Mißbrauch dieses Verhältnisses wurde mit Ehrlosigkeit und Verachtung bestraft. Auf ähnliche Weise war die Erziehung der Mädchen eingerichtet. Ihre Uebungsplätze waren wohl von denen der Knaben getrennt, aber es gab öffentliche Wettkämpfe und Spiele, wobei sie einander zusahen, und der Beifall oder Spott war kein geringer Sporn. Wurde schon durch die öffentliche Erziehung der Knaben das Familienleben gelockert und geschwächt, so geschah bies noch mehr durch bte Absonbernng der erwachsenen männlichen Bevölkerung im täglichen Leben. Alle borischen Männer nämlich waren in Zeltgenofsenschaften mit gemeinschaftlichen Mahlzeiten (Syfsitien) verbunben, so daß gewöhnlich fünfzehn Tischgenossen durch freie Wahl und gegenseitige Neigung vereinigt an einer Tafel saßen. Die
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