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1. Bd. 1 - S. 155

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 86. Die griechische Welt. 155 Seine schwungvolle Phantasie, die ihn oft zu den kühnsten Bilden: und Gleichnissen führt, seine sentenzreiche, feierliche Sprache, seine raschen, unverhofften Uelergänge machen seine Gedichte oft dunkel und unverständlich, daher schon im Alterthume Commentare dazu geschrieben wurden. — Außer Sappho zeichneten sich noch mehrere Frauen als Dichterinnen aus, darunter Korinna K-rin»^ aus Tanagra in Böotien, eine durch Geist und Schönheit hervorragende Frau, die mit ihrem Landsmann Pindar in Verkehr gestanden und mit ihm in öffentlichen Wettkämpfen gestritten hat. — Die schwungvollste Gattung der Lyrik ist der mit dem Dionyscult verbundene Dithyrambos, worin eine bis zur Schwärmerei gesteigerte Begeisterung herrscht. In dieser Gattung zeichnete sich der durch die Sage gefeierte Lesbier Arion, Perianders Freund, aus (§. 82), der diesem bakchi- «•» fchcn Festliede ein tunst- und würdevolles Gepräge verlieh, indem er es durch Chöre, die den brennenden Opferaltar umkreisten, absingen ließ. Die griechische Musik. Als Schöpfer der griechischen Musik wirdterpander auslesbos genannt, der in Sparta und andern griechischen Städten den Preis in den musikalischen Kämpfen davontrug und die vierfaitige Kithara zu einer siebeusaitigen (Heptachord) mit dem Umfang einer Octave umschuf, wodurch er in Stand gesetzt war, den künstlicheren Maßen des Hymnos musikalisch zu folgen und in den Chorgesängen zu mannichfaltigeren Strophen überzugehen. Wahrscheinlich bestimmte er auch das Verhältniß dertonarten oder Harmonien, deren es anfangs drei gab: die ernste, feierliche dorische, die rauschende, inbegeisteruug und Schwärmerei setzende phrygische und die durch ihre Weichheit zur Sanftmuth stimmende lydifche, zu denen später noch die ionische mit einem weichlichen und die äolische mit einem leidenschaftlichen und leb-haften Charakter trat. In Sparta wurde Terpanders ernster Stil durch die Ephoren beim Cnltus stets festgehalten. Auch blieb man dort bei der siebensaitigen Kithara. Als Phrynis von Lesbos, „welcher zuerst die strengen Regeln des alten Tonsatzes verließ, dem Citherspiel neben der Poesie eine unabhängigere Bewegung einräumte, auf glänzende Finger- und Stimmfertigkeit mehr Gewicht legte", mit einer neuusaitigen Cither in Sparta auftrat, schnitten ihm die Ephoren zwei ab. „Was Phrynis begonnen, setzte Timotheos fort, des Thersandros Sohn, ein glänzend Begabter Mann, der von Milet nach Hellas herüberkam, um an Stelle der veralteten Gesangs-kunst die neue Musik mit ihren neuen Instrumenten und Weisen daselbst einzubürgern." Aber auch er stieß bei den conservativen Spartanern auf Widerstand. Die Reinheit der Tonkunst war hier durch Religion, Sitte und Gesetz festgehalten. Erst nach dem peloponnesifchen Krieg erlangte die neue Kunstrichtung die Oberhand. — Als Erfinder derflöte und des enharmonischen Tongeschlechts galt der Phrygier Olympos, von dessen Lebensgeschichte wenig bekannt ist. Einen feierlich-erhabenen, für die „sittigende Beruhigung verstörter Gemüther" geeigneten Cha-rakter erhielt die griechische Musik durch Thaletas von Gortyna aus Kreta, dem Vaterlande des c a620_ Waffentanzes. Sein Ruhm war so verbreitet, daß er zur Herstellung des innern Friedens nach Sparta berufen ward. §. 86. Die älteste Philosophie der Griechen. „Wenn das menschliche Bewußtsein erwacht, so fängt die Seele an, aus dem Zustand ihrer wirr durch einander laufenden Empfindungen und Vorstellungen sich zur Besinnung herauszuarbeiten, und dieses „Sich-Besinnen" ist der Anfang des Philofophirens, durch welches der Mensch sich sowohl über die Dinge und Verhältnisse anßer sich, als auch über die Regungen und Zustände in sich ins Klare setzen will." Bei diesem Erwachen wandte sich der menschliche Gäst zunächst der äußern Welt der Erscheinung zu und erprobte seine jugendliche Kraft an der Erforschung der Matur. Während sich aber dabei der contemplative Morgenländer mit seinem ganzen „Sinnen" in die Natur vertiefte, an die sein Neligionswesen geknüpft war und von der sich sein Geist nicht als Gegensatz zu trennen vermochte, erhob sich der bewegliche Hellene über dieselbe und suchte sie zu durchdringen und zu bewältigen. Dte älteste Philosophie der Griechen ist daher Naturphilosophie, indem ihr Streben darauf hinausging, in der Vielheit der erscheinenden Welt die Einheit und im ewigen Wechsel das Beständige (Stabile) zu ergründen., Dabei machten sich zwei Richtungen geltend: die physische Anschauungsweise derionischenphilosopbie, welche die Welt in ihrer sinnlichen Erscheinung auffaßte und nach dem Urgrund der Dmge forschte, und die ethische der dorisch-pythagoreischen Schule in Unterhalten, die nach,den innern Gründen der Weltentwickelung fragte, „wie Gesetz und Harmonie nach sittlicher
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