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1. Bd. 1 - S. 241

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 137. Die griechische Welt. 241 der Küste des heutigen Beludschistan hinsegelte, zog der König mit seinen Truppen durch die schauerliche Wüste von Gedrosien, dem „Lande der Armuth" voll röthlich glühenden Flugsandes und lockerer Dünen, wo die stechende Sonnenhitze, der brennendste Durst in einer wasserlosen Sandebene, der gräßlichste Hunger und die schrecklichste Ermüdung in zwei Monaten drei Viertheile des Heeres aufrieben. Fanden sich anfangs in den weiten einsamen Sandstrecken noch einige Palmengruppen, die einen ärmlichen Schatten gegen die glühende Sonne boten, und blühende Tamarisken, Myrrhengebüsch und Narden, deren wohlriechende Blätter zur nächtlichen Streu dienten und deren köstlichen Saft die phönizischen Kaufleute, die zahlreich dem Zuge folgten, einsammelten und auf ihre Kameele luden, so hörte bald alles Wachsthum auf, als das Heer die Sandwüste betrat. Die heldenmüthigen Krieger, die in so mancher Schlacht dem Schwerte und der Lanze getrotzt, bei so mancher Erstürmung den Geschossen der Feinde entronnen waren, erlagen in der dürren, wasserlosen Einöde theils den Qualen des Mangels und der Anstrengung, theils den Leiden des Klima's, der stechenden Sonne, dem glühenden, das Auge entzündenden Staube, dem nächtlichen Froste. „Der Soldat, nur um die Rettung des nackten Lebens besorgt, streifte Zucht und Gehorsam ab, warf gleichgültig seine kostbare Beute an Gold, Silber, Edelsteinen und Teppichen hinweg, schlug sich mit den Waffengenossen um die spärlichen Vorräthe der hie und da entdeckten Wasserquelle." Nur der abgehärtete phönikische Krämer behielt in dem allgemeinen Wirrwarr seine auf Gewinn und Habsucht ruhende Fassung und tauschte von dem verschmachtenden Krieger die werthvollsten Kostbarkeiten gegen Speise und Trank ein. Edelmüthig theilte Alexander alle Beschwerden und Gefahren mit dem Geringsten seines Heeres und belohnte die Geretteten in der fruchtbaren und reichen Oasenstadt Pura durch Geschenke und Feste, wobei der Genuß eben so übermäßig war, wie vorher die Entbehrung. Mit Vorräthen reichlich versehen, durchzogen sie sodann das bevölkerte Karamanien, wo Nearch nach einer an Gefahren und Wundern reichen Seefahrt längs des öden unwirthlichen Strandes sich wieder mit dem Hauptheere vereinigte. d) Alexanders letzte Lebensjahre. §. 137. Nach seiner Rückkehr bestrafte Alexander die ungetreuen Statthalter und Beamten, die während seiner Abwesenheit arge Frevel und Bedrückungen geübt hatten, und verfolgte dann eifrig den Plan, die überwundenen Völker den Ueberwindern zu nähern und eine einzige Nation mit griechischer Bildung aus ihnen zu machen. Er beförderte durch Geschenke Heirathen seiner Feldherren und Krieger mit Jungfrauen des Landes und vermählte sich selbst mit einer Tochter des Dareios. Ein fünftägiges Vermählungsfest in Susa, wobei über 10,000 Makedonier mit Perserinnen das glänzende Beilager feierten, sollte den „Schlußstein seines großen Einignngs- und Verschmelzungsplanes" bilden. Durch dieses Verfahren beleidigte Alexander die Makedonier und Griechen, nach deren Ansicht den Siegern die Herrschaft über die Besiegten gebührte, immer mehr. Die hohe Idee von einem durch griechische Cultur veredelten und durch Handel und Gewerbfleiß blühenden Weltreiche mit gleichen Rechten Aller war ihnen unbegreiflich. Das makedonische Kriegsheer war von keinem weltbe- Sbcbtr, Geschichte. L 16
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